Offenbar Anschlag in Berlin verhindert

Mehrere Polizisten der NRW-Polizei stehen vor ihren Einsatzfahrzeugen.
Laut dem deutschen "Tagesspiegel" sollen die Paris-Drahtzieher hinter der Anschlagsplanung stecken. 450 Polizisten führten Razzien in drei Bundesländern durch.

Bei einem Großeinsatz der Polizei in Berlin und im nordrhein-westfälischen Attendorn sind am Donnerstag zwei Islamisten festgenommen worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen besteht der Verdacht, dass ein von der Terrormiliz "Islamischer Staat" gesteuerter Anschlag geplant war.

Einem Medienbericht zufolge sollen hinter den Planungen die selben Drahtzieher wie bei den Attentaten von Paris stecken. Dabei habe es sich zum Teil um dieselben IS-Kader gehandelt, die auch hinter den Anschlägen vom November in Paris gesteckt seien, berichtete der Tagesspiegel unter Berufung auf Sicherheitsexperten.

450 Polizisten im Einsatz

Bei Razzien in drei Bundesländern hatten rund 450 Polizeibeamte am frühen Morgen die Wohnungen und Arbeitsstellen von vier Algeriern durchsucht. Diese stehen nach Angaben der Berliner Polizei im Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorzubereiten. Der Tagesspiegel berichtete, sie hätten einen Anschlag auf das Areal des früheren Checkpoint Charlie in der Innenstadt geplant. Den entscheidenden Tipp hätten die Behörden von einem ausländischen Nachrichtendienst bekommen. Die Bild-Zeitung hatte berichtet, der Berliner Alexanderplatz sei im Visier der mutmaßlichen Islamisten gewesen.

Vermummte Personen, darunter ein Beamter der Kriminalpolizei, führen eine Person mit einem Handtuch über dem Kopf ab.
A suspect is detained by plain clothes police during a raid at a house in the Kreuzberg district of Berlin, Germany February 4, 2016. German police conducted raids in Berlin and other parts of northern Germany on Thursday in a search for four men suspected of links to Islamic State militants and possibly preparing an attack in Germany, police said. REUTERS/Fabrizio Bensch

Dem Tagesspiegel zufolge griff die Polizei am Donnerstag zu, weil die mutmaßlichen Mitglieder der Terrorzelle seit einigen Tagen nicht mehr über ihre Pläne geredet hätten. Die Kommunikation sei vom Bundesamt für Verfassungsschutz und von der Polizei überwacht worden. "Als die nicht mehr über den Anschlag sprachen, war zu befürchten, dass sie ihre Planungen abgeschlossen hatten", zitierte die Zeitung Sicherheitskreise. Denkbar sei allerdings auch, dass die Zelle ihr Vorhaben aufgegeben habe.

Haftbefehl aus Algerien

Einer der Männer werde von Algerien gesucht, weil er Kontakte zur Extremistenmiliz haben solle. Wie konkret die möglichen Anschlagsvorbereitungen waren, blieb zunächst unklar. Mehrere Verdächtige lebten der Polizei zufolge mit falschen Pässen in Flüchtlingsunterkünften.

Der Berliner Polizeisprecher Stefan Redlich sagte Reuters-TV, Ziel der Durchsuchungen sei es gewesen, Beweismittel wie Computer und Mobiltelefone sicherzustellen. Waffen seien nicht gefunden worden. Zwei der zwischen 26 und 49 Jahre alten Männer seien festgenommen worden, weil sie bereits in anderen Verfahren gesucht würden. Darunter sei auch der Verdächtige mit den möglichen IS-Kontakten.

Als Flüchtling registriert

Er stehe in dem Verdacht, in Syrien militärisch ausgebildet worden zu sein. Zudem sei eine Frau wegen eines anderen Verfahrens festgenommen worden. Nach einem Bericht der Funke Mediengruppe war der Verdächtige aus Attendorn im Herbst über die Balkanroute nach Bayern eingereist und dort als Flüchtling registriert worden. Dem Berliner Polizeisprecher zufolge liefen die Ermittlungen gegen die Gruppe seit Dezember.

In Berlin wurden der Polizei zufolge vier Wohnungen sowie ein Backshop und ein Imbiss durchsucht, in dem zwei Verdächtige arbeiteten. Den Einsatz durchgeführt hätten Spezialkräfte der Polizei. "Der Vorwurf ist, dass eine Gewalttat in Deutschland geplant werden sollte", sagte Redlich. Jetzt würden die Beweise ausgewertet. In Sicherheitskreisen hieß es, ein Anschlag habe nach der bisherigen Einschätzung nicht unmittelbar gedroht.

Karneval: Keine Hinweise auf Gefährdung

Im November hatten die Sicherheitsbehörden ein Fußball-Länderspiel in Hannover nach Hinweisen auf einen bevorstehenden Anschlag abgesagt. Kurz zuvor waren bei der Anschlagsserie in Paris 130 Menschen getötet worden. Wegen der Karnevalstage sind in vielen Städten die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren worden. So sollten in Köln an Weiberfastnacht mehr als 2000 Polizisten und damit doppelt so viele im Einsatz sein wie im Vorjahr. Die Welt berichtete unter Berufung auf eine vertrauliche Analyse des Bundeskriminalamts, diesem lägen "derzeit weder Erkenntnisse noch Hinweise vor, die auf eine konkrete Gefährdung der diesjährigen Karnevalsveranstaltungen hindeuten".

Die Razzien seien eng abgestimmt gewesen mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Bundeskriminalamt und unter den drei Bundesländern, erklärte die Polizei. Berlins Innensenator Frank Henkel erklärt: "Die Bedrohungslage durch militante Islamisten bleibt hoch. Wir haben weiterhin allen Grund, wachsam und vorsichtig zu sein." Deshalb sei ein konsequentes Vorgehen gegen die Islamistenszene geboten, vor allem bei möglichen IS-Bezügen.

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