Angriff auf Hotel in Burkina Faso: 126 Geiseln befreit

Das Splendid Hotel nach dem Angriff
Schwer bewaffnete Al-Kaida-Terroristen töteten in der Hauptstadt Ouagadougou mindestens 26 Menschen.

Bei einem islamistischen Terrorangriff auf ein Luxushotel in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou sind mindestens 26 Menschen getötet worden, darunter viele Ausländer. Aus dem Hotel seien 126 Menschen gerettet worden, 33 davon verletzt, sagte Innenminister Simon Compaore am Samstag nach dem Ende des zwölfstündigen Dramas. Im Norden des Landes wurden indes zwei Australier entführt. Zu der Attacke bekannte sich die Extremistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI).

Keine Österreicher unter Opfern

Unter den Todesopfern sind nach Angaben der Regierung zahlreiche Ausländer 18 verschiedener Nationalitäten. Österreicher waren nach bisherigen Erkenntnissen nicht von der Gewalt in Ouagadougou betroffen.

Allerdings wurden im Norden von Burkina Faso ein Arzt und seine Frau entführt (der KURIER berichtete), deren Nationalität zunächst fälschlicherweise als österreichisch angeführt wurde. Es dürfte sich allerdings um eine Verwechslung (Austria - Australia) handeln.

Angriff auf Hotel in Burkina Faso: 126 Geiseln befreit
Karte Ouagadougou mit Lokalisierung des Anschlagsortes GRAFIK 0063-16, 88 x 63 mm

Die vermummten Attentäter hatten ihren Angriff im Geschäftszentrum Ouagadougous am Freitagabend gegen 19.30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr MEZ) begonnen. Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant "Cappuccino" und griffen dann das bei ausländischen Geschäftsleuten und Diplomaten beliebte Hotel Splendid an, das mit 147 Zimmern zu den größten der Stadt gehört.

Die Angreifer verschanzten sich dort stundenlang mit mehr als hundert Geiseln, bis örtliche Sicherheitskräfte und französische Truppen sowie US-Spezialkräfte das Gebäude am Samstag in der Früh stürmten. Dabei wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch vier der Angreifer, darunter zwei Frauen, getötet. Das Gebiet rund um den Anschlagsort an der Avenue Kwame Nkrumah wurde weiträumig abgeriegelt. Innenminister Compaore sagte, vor dem Restaurant seien zehn Leichen entdeckt worden. Die Suche nach geflüchteten Extremisten, die offenbar auch in ein zweites Hotel, das "Ybi", eindrangen, wurde zunächst fortgesetzt.

Österreicher: "Dürfen Hotel nicht verlassen"

Angriff auf Hotel in Burkina Faso: 126 Geiseln befreit
Burkina Faso's soldiers take position in the surroundings of the hotel Splendide and the cafe Cappuccino during an attack on both the hotel and cafe by Al-Qaeda linked gunmen early on January 16, 2016. Burkina Faso troops supported by French special forces were battling Al-Qaeda linked gunmen in the early hours of January 16 in a Ouagadougou hotel where at least 20 people have been killed. / AFP / AHMED OUOBA
Inmitten des Chaos der Hauptstadt wartet der Salzburger Entwicklungshelfer Gabriel Müller (40) zusammen mit insgesamt 20 Österreichern darauf, das Land nach dem blutigen Anschlag möglichst bald verlassen zu können. "Ausländer und vor allem Leute mit weißer Hautfarbe gelten als Angriffsziel. Alle sind aufgefordert, ihre Hotels möglichst nicht zu verlassen. Ich werde sicher nicht vor das Hotel gehen", erklärt Müllerim Telefoninterview mit dem KURIER.Laut Außenministerium halten sich derzeit rund 20 Österreicher in Ouagadougou auf.

Al-Kaida bekennt sich zu Angriff

Die Jihadistengruppe Al-Mourabitoun, die hinter dem Angriff stehen soll, wird von dem gefürchteten Extremisten Mokhtar Belmokhtar geführt. Der 1972 in Algerien geborene Extremist, auch als "der Einäugige" bekannt, ist seit Jahrzehnten in der Sahelzone aktiv. Erst kürzlich schloss sich seine Gruppierung wieder der Organisation Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) an. AQMI bekannte sich laut der US-Organisation Site, die Dschihadisten-Propaganda analysiert, zu der Attacke in Ouagadougou.

Parallele zu Anschlag auf "Radisson Blu"

Angriff auf Hotel in Burkina Faso: 126 Geiseln befreit
CORRECTION French first responders tend to wounded people in the surrounding of the hotel Splendide and the café Cappuccino during the attack on January 15, 2016. Sixty-three hostages, including 33 wounded, were evacuated in the early hours of Saturday from a Burkina Faso hotel besieged by Al-Qaeda-linked gunmen, communication minister Remis Dandjinou told AFP. AFP PHOTO / NABILA EL HADAD
"Es war schrecklich, die Leute lagen auf dem Boden, überall war Blut. Wir hörten die Angreifer, sie schossen auf diejenigen, die noch nicht tot waren", berichtete die Hotelangestellte Yannick Sawadogo. Der Angriff erinnert an den Angriff auf das Luxushotel Radisson Blu in der malischen Hauptstadt Bamako, bei dem Ende November 20 Menschen getötet worden waren, darunter 14 Ausländer. Dort hatten sunnitische Fundamentalisten viele Menschen in dem bei Ausländern beliebten Hotel als Geiseln genommen.

Burkina Faso galt bislang als sicheres Land. Der arme Staat grenzt allerdings an Mali, wo vor allem im nördlichen Sahara-Gebiet radikale Islamisten aktiv sind. Der Angriff vom Freitag erinnerte stark an eine ähnliche Attacke vor knapp zwei Monaten in Malis Hauptstadt Bamako. Dort hatten sunnitische Fundamentalisten viele Menschen in einem bei Ausländern beliebten Hotel, dem "Radisson Blu", als Geiseln genommen. Rund 20 Menschen wurden getötet.

Staatspräsident Roch Marc Christian Kabore rief die Bürger auf, "Mut" zu zeigen. Sein französischer Amtskollege Francois Hollande verurteilte den "feigen" Anschlag und sicherte Kabore volle Unterstützung zu. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte die Tat aufs Schärfste. Die EU sei entschlossen, Burkina Faso weiter im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.

Eines der ärmsten Länder der Welt

In Burkina Faso hatten Ende November erstmals nach mehr als 50 Jahren freien Wahlen stattgefunden, aus denen der siegreiche Oppositionspolitiker und frühere Regierungschef Kaboré als neuer Präsident hervorging. Das Land ist der größte Baumwollproduzent Afrikas und hat auch reiche Goldvorkommen. Dennoch gilt der Binnenstaat, der unter anderem an Mali, Ghana und die Elfenbeinküste grenzt, als eines der ärmsten Länder der Welt.

INDONESIEN Januar 2016: Selbstmordattentäter verüben einen Anschlag auf ein Café in der Hauptstadt Jakarta. Zwei Passanten sterben. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekennt sich zu der Attacke.

IRAK Januar 2016: Bei Anschlägen auf ein Einkaufszentrum und ein Café in der Nähe von Bagdad werden 30 Menschen getötet.

ÄGYPTEN Januar 2016: Bei einem Angriff mit Messern auf ein Touristenhotel im Badeort Hurghada werden drei Urlauber verletzt.

SYRIEN Dezember 2015: Zwei Selbstmordattentäter zünden ihre Sprengsätze in der Nähe eines Cafés und eines Restaurants in der kurdischen Stadt Kamischli in Syrien. Mindestens 17 Menschen werden getötet.

MALI November 2015: In der Hauptstadt Bamako nehmen militante Islamisten mehr als 100 Hotelgäste und Angestellte als Geiseln und töten 20 von ihnen.

FRANKREICH November 2015: In Paris feuern Terroristen mit Schnellfeuergewehren auf mehrere Bars und Cafés, ein Attentäter sprengt sich in einem Restaurant in die Luft. Allein bei diesen Angriffen sterben 39 Menschen.

SOMALIA November 2015: Terroristen richten in Mogadischu ein Blutbad in einem bei Geschäftsleuten beliebten Hotel an. Mindestens 17 Menschen werden getötet.

MALI August 2015: Bei einer Geiselnahme in mehreren Hotels in Sévaré kommen 13 Menschen ums Leben, darunter 5 UN-Mitarbeiter.

AFGHANISTAN März 2014: Bei einem Taliban-Angriff auf das Luxushotel Serena in Kabul sterben insgesamt 13 Menschen.

MAROKKO April 2011: Bei einem Bombenanschlag auf ein beliebtes Kaffeehaus in der Touristenhochburg Marrakesch sterben 17 Menschen.

INDIEN November 2008: In der Metropole Mumbai verüben mehrere Terrorkommandos unter anderem Anschläge auf zwei Hotels und ein Café. 166 Menschen werden ermordet.

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