DNA-Experten sollen Opfer identifizieren
Im Rathaus von Seyne-les-Alpes klingelt pausenlos das Telefon. „Ihre Telefonnummer?“, fragt die Mitarbeiterin. „Gut, ich nehme Sie auf die Liste.“ Ständig melden sich in dem 1500-Seelen Ort Bewohner, die Angehörige von Absturzopfern aus Deutschland, Spanien und anderen Ländern aufnehmen wollen. Sie kamen am Donnerstag mit drei Flugzeugen – zwei aus Düsseldorf, eines aus Barcelona.
Lufthansa stellte den Angehörigen der Passagiere und jenen der Crew getrennte Flugzeuge zur Verfügung, darunter waren auch die Eltern des Co-Piloten Andreas L. Das geschah „unabhängig von der Erkenntnis, die uns erst nachher erreicht hat“, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Der Erkenntnis, dass der Co-Pilot absichtlich die Maschine mit allen Menschen an Bord in den Tod geschickt hat. Diese Nachricht erhielten die Angehörigen in Frankreich sofort vom Staatsanwalt in Marseille, betonte Spohr, „damit sie es nicht aus den Medien erfahren müssen“. Über die Reaktion der Menschen schwieg er sich aus.
Getrennte Trauerfeiern
In Le Vernet kamen die Angehörige der Opfer und jene der Crew zu zwei getrennten Trauerzeremonien. Dort gedachten sie ihrer getöteten Kinder, Eltern, Geschwister. Am Rande der Gedenkfeier hielten Polizisten Fahnen der Herkunftsländer der Opfer hoch. An die 200 Medienvertreter sind angereist – sie werden aber von der Unglücksstelle und den Trauernden so gut es geht ferngehalten.
Die sterblichen Überreste der 150 Opfer sind auf einer etwa drei Fußballfelder großen Fläche verteilt. Bergung und Abtransport sind schwierig, die Gendarmerie rechnet mit zehn bis 15 Tagen. Soldaten, Alpingendarmen, Bergretter und Freiwillige sind im Einsatz – insgesamt 600 Menschen. Die bisher geborgenen Leichen werden in einem provisorisch eingerichteten Labor von mehr als 30 DNA-Spezialisten und Rechtsmediziner auf ihre Identität untersucht. Die meisten Luftfahrtexperten, die Spuren für die Ermittlung der Unfallursache sichern und den zweiten Flugschreiber suchen, haben keine Bergerfahrung. Ebenso wenig jene Fachleute, die Leichen orten und für die Bergung bereit machen. Für sie ist die Arbeit physisch und psychisch eine enorme Belastungsprobe. Wer nicht mehr kann, wird abgelöst und psychologisch betreut.
Zwei iranische Sportjournalisten, die Irans Nationalelf zu deren Trainingslager nach Österreich begleitet hatten, machten von Wien aus einen Abstecher zum "Clasico" nach Barcelona. Dort bekamen Hossein Javadi, 35, und Milad Hojatolesiami, 31, trotz ihrer Presseausweise keine Karten für den Fußballschlager Barcelona – Real Madrid. Auch Tickets für einen Direktflug zurück nach Wien ließen sich nicht auftreiben. Ausgebucht. Daraufhin wählten die beiden den verhängnisvollen Umweg über Düsseldorf. Sie sollten in St. Pölten Reportagen vom Länderspiel Iran – Chile (gestern, Donnerstag) machen.
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