29 Flüchtlinge vor Lampedusa ertrunken

Die Migranten überlebten die eisigen Temperaturen nicht – schon 3500 Flüchtlinge allein im Jänner

Die Leichen liegen aufgereiht nebeneinander in grünen Säcken auf der Hafenmole der Insel Lampedusa . Die Opferbilanz der neuerlichen Flüchtlingstragödie vor Süditalien: 29 afrikanische Flüchtlinge sind bei der Überfahrt von Libyen nach Italien erfroren. 75 weitere Menschen konnten gerettet werden. Sie kamen völlig erschöpft, unterkühlt und geschockt auf der Insel an.

Die Wetterbedingungen im Mittelmeerraum sind derzeit sehr schlecht: eisige Kälte, Sturm und meterhohe Wellen machen die Fahrten in veralteten Booten zum Roulette. Doch die verzweifelten Menschen lassen sich von Winterstürmen nicht abhalten. Alleine im Jänner kamen 3500 Flüchtlinge an.

"Von einem aussichtslosen Wettlauf gegen die Zeit", spricht Lampedusas Bürgermeisterin Giusi Nicolini. "Die EU-Mission Triton ist völlig unzureichend, wir müssen wieder zu Mare Nostrum zurück. Wir können diesem stillen Krieg nicht länger zusehen: neben Syrien und Ukraine herrschen auch im Mittel-meer Kriegszustände", richtet Nicolini einen dramatischen Appell Richtung Brüssel.

Die italienische Marine hatte ihre Mission "Mare Nostrum" – bei der 150.000 Menschen im Mittelmeer gerettet wurden – im Oktober 2014 eingestellt. Die aktuelle EU-Aktion Triton legt ihren Fokus darauf, EU-Grenzen zu sichern und weniger Flüchtlinge aus Seenot zu retten.

Menschenrechtsorganisationen warnen. Kritisiert wird, dass es keine Ärzte an Bord der Schiffe gibt und das Einsatzgebiet von Triton sehr begrenzt ist. Die Debatten zwischen Staaten und europäischen Institutionen drehten sich um wirtschaftliche und finanzielle Fragen, nicht um Menschen. "Solange Europa wegschaut und nicht begreift, dass Italien Europas Tor ist, wird es weitere Tragödien im Meer geben", so Kardinal Angelo Bagnasco.

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