USA entging 1961 nur knapp einer Atomkatastrophe
Die „Bombe im Baum“ – die Geschichte jener Atombombe, die sich 1961 mit ihrem Fallschirm nahe der amerikanischen Kleinstadt Goldsboro (North Carolina) verfing, ist in den USA nicht unbekannt. Nicht gewusst hat man allerdings bisher, wie knapp die gesamte Region damals einer gigantischen atomaren Katastrophe entgangen ist.
US-Starjournalist und Bestsellerautor Eric Schlosser legt in seinem soeben erscheinen Buch „Command and Control“ bis dato streng geheime Armee-Unterlagen vor: Demnach war bei einem Routineflug im Jänner 1961 ein B-52-Bomber wegen einer defekten Treibstoffleitung auseinandergebrochen. Noch vor ihrem Absturz klinkten die Piloten ihre gefährliche Ladung aus – zwei Atombomben. Eine versank 50 Meter tief in einem Sumpf und liegt bis heute dort. Das ganze Areal ist jetzt militärisches Sperrgebiet.
Die andere aber spulte nahezu ihr ganzes, für den Kriegsfall geplantes Programm ab. Von vier eingebauten Sicherungen, die eine Detonation verhindern sollen, versagten drei. Erst die allerletzte Stufe verhinderte die Atomexplosion – und eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
260 mal Hiroshima
Die Bombe war mit einer Sprengkraft von vier Millionen Tonnen TNT ausgestattet. Das entspricht der 260-fachen Sprengkraft jener Atombombe, die im August 1945 über Hiroshima gezündet wurde. Der atomare Fallout hätte mehrere Millionenstädte erreicht und verstrahlt – Washington, Baltimore, Philadelphia und auch Teile New Yorks. Erst nach dieser, streng geheim gehaltenen Fast-Katastrophe wurden die Sicherungssysteme an den amerikanischen Atomwaffen überarbeitet. Zudem bat Washington die damalige Sowjetunion, dasselbe zu tun.
Bei den Recherchen für sein Buch stieß Autor Eric Schlosser anhand der erst jetzt öffentlich zugänglichen Unterlagen des Pentagons auf rund 700 „signifikante“ Unfälle im Zeitraum von 1950 bis 1968. Darin waren 1250 nukleare Waffen involviert. Bis zu 50 Nuklearsprengsätze gelten nach Flugzeugabstürzen bis heute weltweit als verschwunden.
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