Weltumrundung: Extremsportler sitzt wegen Corona fest

Weltumrundung: Extremsportler sitzt wegen Corona fest
Deutsche Triathlet Jonas Deichmann muss bis auf Weiteres in der Türkei bleiben: "Nicht der schlechteste Ort".

Die Corona-Pandemie hat das Reisen extrem erschwert. Das bekam jetzt auch der deutsche Extremsportler Jonas Deichmann zu spüren. Deichmann brach im Vorjahr in München zu einem Triathlon quer über den Planeten auf. 

Zunächst setzt er sich im September aufs Rad, fährt bis nach Kroatien und springt ins Wasser. Während in vielen Ländern die Ausgangsregeln verschärft werden und die Fallzahlen ansteigen, schwimmt Deichmann 456 Kilometer im Adriatischen Meer, 54 Tage lang.

Über den Balkan geht es weiter mit dem Fahrrad. Ziel ist die ostchinesische Küste. Dann wird es das erste Mal etwas kompliziert. Weil das Corona-Testergebnis nicht pünktlich kommt, zittert Deichmann im Dezember bei minus acht Grad an der Grenze zu Bulgarien - aber er kommt schließlich durch und radelt bis nach Istanbul. Von der Türkei aus sollte es dann über Georgien nach Russland gehen. Die Route über andere Länder ist da schon nicht mehr möglich.

Weltumrundung: Extremsportler sitzt wegen Corona fest

Endstation Türkei

Weil Deichmann einen Schweizer Wohnsitz hat, darf er eigentlich nach Russland einreisen, nur nicht über den Landweg. Das Flugzeug ist für Deichmann aber keine Option. Und so kommt es, dass Deichmann nun seit einem Monat in der Türkei festsitzt.

Als Ausländer gelten die Ausgangsbeschränkungen im Land für ihn nicht. Vielmehr bescheren sie ihm so manch unvergesslichen Augenblick, wie er erzählt. An einem Sonntag macht er sich auf in Richtung Küste und fährt mit dem Rad ungestört auf einem fast völlig leeren sechsspurigen Highway aus Istanbul heraus.

Weltumrundung: Extremsportler sitzt wegen Corona fest

Abenteurer

Vor drei Jahren hat der gebürtige Stuttgarter, der in Pforzheim aufwuchs, seinen Kindheitstraum zum Beruf gemacht. Er ist selbstständiger Abenteurer, lebt von Vorträgen über seine Touren und als Motivations-Redner. Dem ungefähren Plan nach wäre er jetzt schon ein Stück weiter Richtung Osten unterwegs. „Es ist schon frustrierend, dass es nicht weitergeht - aber wenig überraschend natürlich“, sagt der 33-Jährige. „Die Türkei ist aber definitiv nicht der schlechteste Ort, um festzusitzen. Das hätte mir auch in Kasachstan im tiefsten Winter passieren können, da bin ich doch lieber hier an der Küste.“

Zickzack-Kurs

Jetzt fährt er „locker“ und im Zickzack durch den Süden der Türkei und schläft fast jede Nacht am Strand. „Locker“, das bedeutet für den Extremsportler 80 bis 100 Kilometer täglich auf dem Rad. In der Radszene habe sich schon rumgesprochen, dass er derzeit im Land unterwegs sei. Hier und da geselle sich ein anderer Radfahrer mal zu seinen Touren hinzu und auch sonst begegne man ihm trotz Abstandsgeboten mit großer Herzlichkeit, „auch wenn die Übernachtungsangebote coronabedingt meist ausbleiben“. Die würde er wohl auch nicht annehmen. Nach seinen Worten ist er besonders darauf bedacht, auf seiner Reise weder für sich noch für andere ein Gesundheitsrisiko einzugehen.

Niemals aufgeben

Deichmann tüftelt derzeit daran, wie es weitergehen kann. Eigentlicher Plan war es, von China aus in die USA zu segeln - und das Land innerhalb von vier Monaten zu Fuß zu durchqueren. „Aber eine Weltumrundung kann man auch in die andere Richtung machen.“ Durch Europa radeln bis zur Küste und dann über den Atlantik segeln. Über seinen Account auf Instagram und andere Wege sucht er darum nun nach einem Boot, das ihn „von irgendwo in Europa“ zur US-Ostküste mitnehmen könnte. Um genau zu sein, ein Segelboot, denn: „Mit meinem Projekt will ich zeigen, dass es auch ohne Motor um die Welt gehen kann - und möchte auf den Klimawandel aufmerksam machen“, sagt der Abenteurer. Die Weltumrundung abbrechen ist für ihn auf jeden Fall keine Option. „Wenn ich ein halbes Jahr festsitze, sitze ich halt fest.“

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