Wegen Spielzeugpistole: Polizisten erschossen behinderten Mann, angeklagt

Die Beamten hätten sie nach jedem Schuss neu prüfen müssen, ob es einen Grund gab, weiter zu schießen, sagt der Staatsanwalt.
25 Schüsse, einer davon tödlich. Drei Beamte müssen sich für den Tod eines 20-Jährigen mit Trisomie 21 vor Gericht verantworten.

Polizisten, die in Schweden auf einen 20-Jährigen mit Down-Syndrom geschossen haben, müssen sich dafür vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft in Stockholm teilte am Freitag mit, sie werde Anklage gegen drei Männer erheben. Zweien werde Fehlverhalten im Dienst vorgeworfen. Ein dritter, der den tödlichen Schuss abgab, muss sich für den Tod des Mannes bzw. wegen Fehlverhaltens verantworten.

25 Schüsse

Der 20-Jährige war in der Nacht zum 2. August 2018 aus der Wohnung seines Vaters gelaufen und hatte eine Spielzeugpistole dabei. Zeugen alarmierten die Polizei, sie hätten einen bewaffneten Mann im Hinterhof gesehen. Als die Beamten eintrafen, hielten sie die Waffe für echt. Der junge Mann, der außerdem eine Autismus-Diagnose hatte, reagierte nicht auf die Aufforderung, die Pistole fallen zu lassen und richtete sie auf die Beamten. Die Polizisten fühlten sich bedroht und gaben zusammen 25 Schüsse ab, drei trafen ihr Ziel.

Vater suchte Sohn

Staatsanwalt Martin Tiden räumte ein, dass die Polizisten nicht erkennen konnten, dass der Mann eine Spielzeugpistole in der Hand hatte. Die Beamten hätten in der Situation nicht prüfen können, ob die Bedrohung real war. Dennoch hätten sie nach jedem Schuss neu prüfen müssen, ob es einen Grund gab, weiter zu schießen. In diesem Fall sei das offenbar nicht geschehen. Obwohl sich der 20-Jährige abgewendet hatte, stellten sie das Feuer nicht ein. Der junge Mann wurde von zwei Schüssen in den Rücken getroffen, einer davon war tödlich.

Zuvor hatte der Einsatzleiter den Vater des jungen Mannes getroffen, der ihm berichtete, dass er nach seinem Sohn suche. Der Polizist sah aber den Zusammenhang nicht. Auch er ist nun wegen Fehlverhaltens angeklagt.

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