Schiff mit Tausenden Rindern an Bord vom Radar verschwunden
Tiertransport mit Rindern (Symbolfoto)
Zusammenfassung
- Tausende Rinder aus Uruguay mussten wochenlang auf einem Schiff vor der türkischen Küste ausharren, da sie wegen fehlender Ohrmarken und Dokumentenproblemen nicht entladen werden durften.
- Das Viehtransportschiff Spiridon II verschwand auf dem Rückweg nach Uruguay zwischen Italien und Tunesien vom Radar, was Tierschützer als möglichen Hinweis auf illegale Entsorgungen werten.
- Tierschutzorganisationen befürchten, dass die Tiere an Bord unter extremen Bedingungen leiden und viele nicht überleben werden, da es an Melkvorrichtungen und geschultem Personal fehlt.
Tausende Rinder aus Uruguay mussten über mehrere Wochen an Bord eines Schiffes vor der türkischen Küste ausharren. Die Tiere durften wegen fehlender Ohrmarken und Ungereimtheiten in den Dokumenten nicht ausgeladen werden. Am 14. November machte sich das Schiff, die Spiridon II, darum wieder auf den Rückweg nach Uruguay, wo es am 19. September abgelegt hatte.
Auf seinem Rückweg verschwand der schwimmende Viehtransporter vor wenigen Tagen zwischen Italien und Tunesien vom Radar, die Spiridon II sendet kein AIS-Signal mehr. Tierschützer mutmaßen, dass das Ortungssystem gezielt abgeschaltet wurde.
Als Notfall zu werten
Laut internationalen Experten und NGOs muss es als Notfall gewertet werden, wenn ein Schiff über so eine lange Zeit nicht geortet werden kann – erst recht bei einem Schiff, das bereits zuvor durch Verstöße und schlechte Zustände aufgefallen ist. Zudem stellt das Abschalten des Ortungssystems für längere Zeit ein Sicherheitsrisiko für alle Schiffe auf dem Mittelmeer dar und ist laut internationalem Seerecht aus diesem Grund unzulässig.
Dass das Signal abgeschaltet wurde, weckt den Verdacht, dass illegale Entsorgungen stattgefunden haben könnten: etwa, dass Tierkadaver oder Gülle im Mittelmeer entsorgt wurden, was verboten ist.
"Schiff wird leer ankommen"
Tierschützer geben den Rindern aus Uruguay nur wenig Überlebenschance. "Wenn das Schiff wirklich wie angegeben nach Uruguay zurückkehrt, gehen wir davon aus, dass das Schiff leer ankommen wird", teilte die deutsche Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation der dpa mit. "Die Tiere stehen seit Monaten in ihren eigenen Exkrementen und besonders in den unteren Etagen ist die Ammoniakbelastung extrem hoch." Etwa die Hälfte der knapp 3.000 Tiere sei trächtig. Unter derartigem Stress seien Fehlgeburten wahrscheinlich. Dass frisch geborene Kälber in einer solchen Situation überlebten, sei sehr unwahrscheinlich.
Ein weiteres Problem seien fehlende Melkvorrichtungen an Bord und eine nicht für solche Situationen ausgebildete Crew. Die Kühe, deren Kälber gestorben seien, würden über kurz oder lang Euterentzündungen entwickeln.
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