Nur einen Tag später mussten die Bewohner der kleinen Ortschaft aus ihren Häusern fliehen. Bürgermeister Jan Polderman hatte angesichts der Brände am Mittwochabend die Evakuierung Lyttons angeordnet, wie der TV-Sender CBC berichtete. „Es ist schrecklich. Die ganze Stadt steht in Flammen“, sagte er dem Sender.
Die Hitzewelle hatte auch die US-Staaten Washington und Oregon fest im Griff. Im gewöhnlich gemäßigt temperierten Portland kletterten die Werte auf 47 Grad hoch. Allein im Bezirk Multnomah County, der mit Portland die größte Stadt Oregons einschließt, seien seit Beginn der großen Hitze am Freitag 45 Menschen im Zusammenhang mit der exzessiven Hitze gestorben, teilte die Behörde für Gerichtsmedizin am Mittwoch mit. In Oregons nördlichem Nachbarstaat Washington stieg die Zahl der Toten auf 13, wie die Zeitung „The Seattle Times“ berichtete.
Das Ausnahmewetter bringt weitere Sorgen. Auf Vancouver Island klagen Obstbauern über Ernteverluste. Die Brombeeren würden regelrecht „verbrennen“, sagte ein Farmer. Zudem seien 80 Prozent seiner Himbeerernte vernichtet.
„Alles ist total trocken und jeder hat Sorge vor den Waldbränden. Die ersten Feuer haben jetzt schon viel zu früh begonnen“, erzählt Heike Schmidt, deutsche Stadtplanerin in Kanada. Gewöhnlich wüten die schlimmsten Brände am Ende eines heißen, trockenen Sommers, doch in den letzten Jahren ist die Waldbrandsaison im Westen Nordamerikas deutlich länger geworden, vor allem in Dürreperioden, mit wenig Winterniederschlägen, wie in diesem Jahr.
Kalifornien, das oft unter Trockenheit leidet, hat es wieder früh erwischt. Im Norden des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates kämpften am Donnerstag über tausend Feuerwehrleute gegen einen Waldbrand nahe der Ortschaft Weed. Die Flammen hatten sich in wenigen Tagen auf eine Fläche von fast 80 Quadratkilometern ausgebreitet. Das Feuer war durch einen Blitzschlag ausgelöst worden. Heftige Winde bei weiter trockenem und heißem Wetter verschärften die Lage. Über tausend Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser in der Gefahrenzone zu verlassen.
2020 hatte Kalifornien eine historische Katastrophe erlebt. Es war die flächenmäßig verheerendste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen. Besonders schwer wüteten die Brände von Mitte August bis Ende Oktober. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.
Nach Einschätzung von Wissenschaftlern verschärft der Klimawandel Trockenheit, Hitze und Wetterextreme, die zu heftigeren Waldbränden beitragen können. „Der Klimawandel ist hier“, schrieb der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom am Mittwoch auf Twitter. Es werde ständig heißer und trockener. Der Demokrat hatte zuvor mit anderen Gouverneuren an einem digitalen Treffen mit US-Präsident Joe Biden teilgenommen. Diskutiert wurden Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen. Biden stellte höhere Löhne und bessere Ausrüstung für Feuerwehrleute in Aussicht. Er warnte, dass dieses Jahr mit Blick auf die Waldbrände noch schlimmer als 2020 sein könnte.
Newsom hatte bereits im April einen Dürre-Notstand für die Mehrzahl der kalifornischen Bezirke ausgerufen. Niederschläge und die Schneedecke in den Bergen, die gewöhnlich die Wasserreservoire füllen, sind auf einem kritischen Tiefstand. In einigen Regionen ist Wassersparen bereits Pflicht. In Marin County, nördlich von San Francisco, mit der schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor 143 Jahren, müssen Anwohner ihren Wasserkonsum drosseln. Autowaschen ist verboten, Gärten dürfen nur zweimal pro Woche bewässert werden, und das nur am frühen Morgen oder abends. Weitere Auflagen könnten bald folgen.
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