Mutmaßliche IS-Anhänger in elf deutschen Städten festgenommen
Aus Furcht vor einem Terroranschlag ist die Polizei in zwei deutschen Bundesländern gegen eine mutmaßliche Zelle der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vorgegangen. Beamte durchsuchten am Freitag und Samstag Objekte in zehn Städten Nordrhein-Westfalens sowie in Ulm in Baden-Württemberg.
Gesucht wurde nach Sprengstoff und Waffen, wie die federführende Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Samstag mitteilte. Elf Männer im Alter von 22 bis 35 Jahren überwiegend tadschikischer Nationalität wurden zeitweise festgenommen. Ihre Freilassung wurde angeordnet, nachdem keine Waffen und Sprengstoff gefunden wurden.
Verdacht "schwere staatsgefährdende Gewalttat" geplant zu haben
Ermittelt werde gegen eine Gruppe von mindestens sechs Personen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, sagte ein Behördensprecher. Daneben gehe es um den Verdacht der Verabredung zum Mord sowie der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion. Die verdächtigen sechs Personen seien unter den elf Festgenommenen.
Die Polizei wirft der Gruppierung vor, sich entweder als Zelle des "Islamischen Staats" oder als Befürworter der Ziele dieser Organisation Waffen und Sprengstoff verschafft zu haben. Damit hätten sie geplant, in der Zukunft einen noch nicht konkret geplanten Anschlag auf dem Gebiet der Bundesrepublik zu begehen.
Mehrere hundert Beamte durchsuchten unter anderem Objekte in Essen, Düsseldorf, Wuppertal, Mönchengladbach, Duisburg sowie in Ulm. Durchsucht worden seien unter anderem Wohnungen, sagte Oberstaatsanwalt Daniel Vollmert. An mehreren Orten kamen Spezialkräfte zum Einsatz. Auch Sprengstoffspürhunde waren dabei.
In Düsseldorf sei ein Mann am Freitagnachmittag auf offener Straße in der Nähe der Kunstakademie festgenommen worden, sagte Vollmert. Eine Festnahme habe es auch in Essen gegeben. Wo und wann die anderen Personen festgenommen wurden, wurde zunächst nicht bekannt.
Kein Zusammenhang mit Irrfahrt in Essen
Auslöser für den Großeinsatz war die Irrfahrt eines 19-jährigen Tadschiken in der Essener Innenstadt am Freitag. "Da hatte man die Befürchtung, dass das vielleicht der Auftakt ist für mehrere Anschlagsszenarien", sagte der Behördensprecher weiter. Dies habe sich aber nicht bestätigt. Zwischen beidem gebe es keinen Zusammenhang.
Der zuvor bereits polizeibekannte 19-Jährige war am Freitag in der Früh mit seinem Wagen mit "deutlich überhöhter Geschwindigkeit" durch eine Fußgängerzone der Essener Innenstadt gefahren. Spezialkräfte nahmen den Mann schließlich fest. Ermittelt wird wegen versuchter Tötung. Verletzt wurde niemand.
Irrfahrt löste Anti-Terror-Einsätze aus
"Das war der Grund, dass die Durchsuchungsaktion am gestrigen Tage angelaufen ist, um sicherzustellen, dass die Verdächtigen in unserem Tatkomplex nicht tatsächlich an dem Tag etwas umsetzen", sagte Vollmert weiter. Es habe zwar nicht den Verdacht gegeben, "dass die eine Amokfahrt planen. Aber es gibt ja genügend Beispiele für terroristische Anschläge unter Verwendung eines Kraftfahrzeugs." In dem Moment sei nicht auszuschließen gewesen, dass die tadschikische Person in Essen Teil der Gruppierung gewesen sei.
Federführend bei den Ermittlungen ist die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, bei der die Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen (ZenTer NRW) angesiedelt ist. Die polizeilichen Maßnahmen wurden vom Staatsschutz der Kriminalpolizei Düsseldorf koordiniert.
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