Tausende in Haft und Hunderte Tote: Schwere Vorwürfe gegen Ägypten
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den ägyptischen Sicherheitskräften schwere Verstöße bei ihrem Anti-Terror-Kampf auf der Sinai-Halbinsel vorgeworfen. Statt die Menschen auf dem Sinai bei ihrem Kampf gegen Milizen zu schützen, zeigten die ägyptischen Sicherheitskräfte völlige Verachtung Menschenleben gegenüber, sagte der Vize-Nahostdirektor von HRW, Michael Page.
Über zwei Jahre hat die Organisation nach eigenen Angaben unter anderem Folter, unrechtmäßige Verhaftungen und außergerichtliche Hinrichtungen im Norden des Sinai dokumentiert.
Der Norden der Sinai-Halbinsel wird immer wieder von Gewalt zwischen Armee und bewaffneten Gruppen erschüttert. Unter anderem ist dort ein Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aktiv. Regelmäßig kommt es zu Anschlägen, Schusswechseln und Razzien durch Polizei und Militär. Es handle sich inzwischen um einen nationalen bewaffneten Konflikt, schätzt HRW die Lage ein.
Zwischen 2014 und Juni 2018 seien mehr als 3.000 mutmaßliche Islamisten und mehr als 1.200 Sicherheitskräfte bei Kämpfen getötet worden. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass Hunderte verletzte oder getötete Zivilisten von den ägyptischen Behörden fälschlicherweise als Aufständische geführt würden. Zudem habe es mehr als 12.000 Verhaftungen gegeben, so die Menschenrechtsorganisation weiter.
Die ägyptischen Behörden wiesen die Vorwürfe scharf zurück. Es gebe keine Menschenrechtsverletzungen auf dem Sinai, sagte der Gouverneur des Nord-Sinai, Mohammed Abdul Fadil Shusha.
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