Nepal: Touristen vergiftet, um bei Versicherungen zu kassieren

Nepal: Touristen vergiftet, um bei Versicherungen zu kassieren
Inszenierte Rettungen im Himalaya bringen Reiseveranstalter, Krankenhäuser und Heli-Anbieter in Bedrängnis.

Die nepalesische Tourismusbranche steckt in einer Krise. Acht Reiseagenturen, vier Spitäler und drei Hubschrauberfirmen werden beschuldigt, durch Betrug Geld von den Versicherungen ihrer Urlaubsgäste abkassiert zu haben. Zum Beispiel sollen sie Backpulver, das Durchfall verursacht, in das Essen der Touristen gemischt haben. Die mussten daraufhin mit dem Helikopter gerettet werden. Um die Nottransporte zu rechtfertigen, sollen Dokumente gefälscht worden sein.

Ein lukratives Geschäft für die Involvierten, denn für jeden Hubschrauberflug muss die Versicherung viel Geld zahlen. Deswegen sollen die Beschuldigten versucht haben, so viele Touristen wie möglich mit dem Heli holen zu lassen. Bergführer sollen ihre Klienten dazu gedrängt haben, bei Erkältungen und anderen kleinen Erkrankungen bereits eine Hubschrauber-Rettung in Anspruch zu nehmen. Weiters wären mehrere Menschen mit einem Helikopter transportiert worden, dann aber jedem einzelnen Passagier der ganze Flug verrechnet worden. Teilweise wurden die Urlauber angeblich sogar eingeweiht und mit einem gratis Flug gelockt. Die beteiligten Spitäler hätten unnötige oder gar nicht vorgenommene Behandlungen verrechnet.

Eine AFP-Recherche brachte die unlauteren Praktiken zuerst ans Tageslicht, daraufhin schaltete sich das nepalesische Tourismusbüro ein und untersuchte die Sache selbst. Schließlich flog das Betrugs-Netzwerk auf. „Wir werden alles tun, um die Agenturen und die involvierten Personen zu bestrafen“, sagte Krishna Prasad Dekota vom Tourismusministerium. Ein erster Schritt ist alle Rettungen von der nepalesischen Polizei kontrollieren zu lassen. Viele fürchten, dass die jetzigen Ergebnisse nur die Spitze des Eisbergs sind.

„Außer Kontrolle“

Ausländische Versicherungs-Anbieter haben derweil gedroht, ab 1. September keine Versicherungen mehr für Nepal anzubieten, wie die Kathmandu Post berichtete. „Die Situation ist außer Kontrolle“, begründet Danny Kaine, er schrieb im Namen einiger internationaler Reiseversicherungen an das Tourismusministerium.

Maria Prchal

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