Nach Tragödie im Nachtclub: 59 Tote, 45 in Lebensgefahr - und 14 Festnahmen

Zusammenfassung
- 59 Tote und 45 in Lebensgefahr nach Brand in überfülltem Nachtclub in Nordmazedonien.
- 14 Festnahmen, darunter ehemalige hochrangige Politiker, wegen mutmaßlich illegaler Genehmigungen.
- Internationale Hilfe ermöglicht Evakuierung Schwerverletzter zur Behandlung in Österreich.
Drei Tage nach dem verheerenden Brand in einem Nachtclub befindet sich Nordmazedonien immer noch in Schockstarre - und sucht nach den Verantwortlichen für die Tragödie, die sich in der Kleinstadt Kočani ereignet hat.
59 Menschen waren in der Nacht im Club "Pulse" ums Leben gekommen, mehr als 150 verletzt. Stand Dienstagmorgen schweben 45 Discobesucherinnen und -besucher immer noch in Lebensgefahr.
6 Patientinnen und Patienten wurden nach Österreich geflogen
Die Behandlung von Patienten mit schweren Brandwunden gilt als äußerst komplex, die meisten Krankenhäuser in Südosteuropa sind dafür nur begrenzt ausgerüstet. Doch die internationale Hilfe ist sofort angelaufen. Mehr als 140 Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht, von diesen zunächst 51 ins Ausland - unter anderem nach Österreich, Serbien, Bulgarien, Griechenland und in die Türkei.
Nordmazedoniens Außenminister Timčo Mucunski hatte sich auch an die österreichische Botschaft in Skopje gewandt und um Unterstützung gebeten, so das Bundeskanzleramt. Konkret geht es um sechs Schwerverletzte, vier junge Männer und zwei junge Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, die in Wien und Graz intensivmedizinisch versorgt werden sollen. Bereits am Montagvormittag startete ein Notfallteam mit einer C-130 "Hercules" des Bundesheeres von Linz Hörsching aus nach Nordmazedonien.
Die Schwerverletzten werden in drei Flügen in medizinischen Evakuierungsmodulen nach Österreich geflogen und von dort durch Rettungsorganisationen in Krankenhäuser in Graz und Wien gebracht. Die erste Maschine mit zwei Patienten an Bord ist Montagnachmittag in Graz gelandet. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP): "In diesen schweren Zeiten steht ganz Österreich eng an der Seite unserer Freunde in Nordmazedonien. Ich wünsche allen Verletzten eine rasche und vollständige Genesung."
14 Verdächtige befinden sich in U-Haft
Derweil laufen in Nordmazedonien die Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft setzte ein umfangreiches Sonderteam dafür ein. Wie es zu dieser Tragödie kommen konnte, ist die Frage, die die Bewohnerinnen und Bewohner des kleinen Balkan-Landes den Behörden stellen. Innenminister Panče Toškovski hatte bei einer Pressekonferenz nach der Katastrophe erklärt, eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine habe den Brand ausgelöst. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet.
Mehrere Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen Organisatoren des Konzerts der im Land beliebten Band DNK. Ihnen werden mehrere Straftaten zur Last gelegt. Gegen 14 Verdächtige wurde am Montagabend eine 48-stündige U-Haft angeordnet.
Der Nachtclub hatte wohl eine illegal erteilte Betriebsgenehmigung
Unter den Festgenommenen sind auch der ehemalige Wirtschaftsminister Goran Trajkovski sowie der Bürgermeister von Kočani Ljupče Papazov. Letzterer legte sein Amt nieder, ging nach der Anhörung nach Hause und wurde nicht vor mehr vor das Gericht gebracht.
Trajkovski muss sich wohl für die fragwürdige Vergabe von Lizenzen verantworten. Das Lokal habe eine Betriebsgenehmigung gehabt, jedoch sei diese vermutlich illegal erteilt worden, berichteten Medien unter Berufung auf Ermittler. Hydranten zum Feuerlöschen hätten gefehlt. Zudem habe es nur einen Ausgang gegeben, weil der vorhandene zweite Ausgang verschlossen gewesen sei.
Wütende Proteste
Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 500 hauptsächlich junge Leute in der Diskothek aufgehalten haben - obwohl nur 250 Tickets für das Konzert verkauft worden waren. Das ist leider nur eine der Unregelmäßigkeiten, die nach der Tragödie ans Licht kommen.
Nicht verwunderlich, dass die Spannungen in Kočani immer größer werden. Am Montag eskalierte die Situation beinahe völlig bei einem Protest vor dem Rathaus. "Mörder, Mörder" riefen mehrere wütende Demonstranten, währende manche das Rathaus mit Steinen bewarfen. Im Visier hatten sie auch ein nahestehendes Café, das laut lokalen Medien dem Besitzer des abgebrannten Nachtclubs gehört.
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