Nach Protest: Russische Jugendliche müssen ins Straflager

Nach Protest: Russische Jugendliche müssen ins Straflager
Die Jugendlichen hatten sich für Mitbürger eingesetzt, die nach einem Großbrand ihre Häuser verloren hatten.

Zu jeweils mehr als sechs Jahren Straflager hat die russische Justiz zwei Jugendliche verurteilt, die sich nach einem Großbrand in Rostow am Don für ihre Mitbürger eingesetzt hatten.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Urteile gegen den 20 Jahre alten Jan Sidorow und den 23-jährigen Wladislaw Mordassow am Freitag als Beispiele für die Inszenierung politischer Strafverfahren und für Justizwillkür in Russland.

Die beiden Aktivisten wollten im November 2017 einen friedlichen Protest organisieren zur Unterstützung für Bürger, die bei dem Brand in der Stadt ihre Wohnungen verloren hatten. Im August waren im historischen Zentrum von Rostow mehr als 100 Häuser zerstört worden. Hunderte Menschen wurden obdachlos.

Das Gericht in Rostow verurteilte den Studenten Sidorow zu sechseinhalb Jahren Straflager und den Gießer Mordassow zu sechs Jahren und sieben Monaten, weil sie versucht haben sollen, Massenunruhen zu organisieren. Die beiden seien politische Gefangene und hätten lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung wahrgenommen, sagte der Amnesty-Mitarbeiter Denis Kriwoschejew einer Mitteilung zufolge.

Ein weiterer junger Mann wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die Urteile verstießen gegen internationales Recht, betonte Kriwoschejew. Es gebe keine Beweise für die Schuld der Aktivisten. Amnesty forderte die sofortige Freilassung der beiden. "Friedlicher Protest ist kein Verbrechen", sagte Kriwoschejew.

In Russland verhängt die Justiz immer wieder drakonische Strafen gegen Demonstranten. In Moskau hatten Richter nach friedlichen Protesten gegen den Ausschluss von Oppositionellen bei der Stadtratswahl (8. September) mehrere Menschen zu Haft verurteilt.

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