Nach Geiselnahme in Köln: Polizei durchsuchte Wohnung

Eine Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei am Montag stundenlang in Atem gehalten und für ein Chaos auf den Bahnstrecken rund um die Millionenmetropole gesorgt. Der bewaffnete Täter zündete einen Molotowcocktail im Schnellrestaurant und verschanzte sich dann mit einer Geisel in der Apotheke. Nach den dramatischen Stunden mit vier Verletzten prüfen die Ermittler unter anderem einen möglichen terroristischen Hintergrund der Taten. Am Tatort wurden unterdessen Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden.
Ein Spezialeinsatzkommando hatte am Montagnachmittag die Apotheke gestürmt und den Geiselnehmer durch Schüsse schwer verletzt. Der angeschossene Täter wird weiter auf der Intensivstation behandelt. Das sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen. Die Geisel erlitt leichte Verletzungen. Im nahen Schnellrestaurant war zu Mittag ein 14-jähriges Mädchen durch den Brandsatz verletzt worden. Eine weitere Person im Schnellrestaurant erlitt durch das Zünden des Molotowcocktails einen Schock.

Mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bewaffnet
Die Ermittler gehen davon aus, dass unter anderem die ausgelöste Sprinkleranlage mit ihren Wassermassen den Täter dazu veranlasste, das Schnellrestaurant zu verlassen. In der gegenüberliegenden Apotheke verschanzte er sich mit einer Frau als Geisel. Der Mann war mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bewaffnet, wie die Ermittler mitteilten.
"Im Zusammenhang mit dem Betreten der Apotheke soll er Passanten zufolge auch gerufen haben, dass er zur Terrorgruppe Daesh gehört", sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt am Montagabend. "Daesh" ist der arabische Name für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Weitere Hinweise dazu gebe es aber nicht.

Die Ermittler müssen außerdem noch die Identität des Täters zweifelsfrei klären. Am Tatort wurden Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden, der eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten habe. Der Inhaber des Aufenthaltstitels sei seit 2016 relativ bekannt wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Bedrohung. Der Geiselnehmer sei nach den ersten Ermittlungen mit "hoher Wahrscheinlichkeit" der Inhaber.
Nach der Geiselnahme hat die Polizei zudem eine Wohnung in der deutschen Stadt durchsucht. Dabei beschlagnahmten die Beamten Beweismittel, die nun ausgewertet werden, wie eine Polizeisprecherin am Dienstag sagte.
Zehntausende Reisende betroffen
Der Kölner Hauptbahnhof gehört zu den meistfrequentierten Bahnhöfen in Deutschland. Der Schienenknotenpunkt liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1.300 Züge, bis zu 280.000 Reisende kommen hier auf elf Gleisen an oder fahren ab.

Von der bis in den Abend dauernden Vollsperrung des Hauptbahnhofs waren vermutlich Zehntausende Reisende und Hunderte Züge betroffen.
Am Dienstag erwartete die Bahn einen weitgehend reibungslosen Start in den Tag. „Der Nah- und Regionalverkehr kann planmäßig fahren“, sagte eine Bahnsprecherin in der Nacht. Im Fernverkehr könne es jedoch teilweise zu Verzögerungen und Ausfällen kommen.
Kommentare