"Geisterflug" nach Anfall im Cockpit: Lufthansa-Maschine entging Katastrophe

Ein Lufthansa Airbus A321neo im Flug vor blauem Himmel.
Ein Untersuchungsbericht deckt einen ernsten Zwischenfall aus dem Vorjahr auf. Der Co-Pilot erlitt einen medizinischen Notfall und war handlungsunfähig.

Am 17. Februar 2024 hätte es am Flug 1140 von Frankfurt nach Sevilla zu einer Katastrophe kommen können. Das zeigt nun die Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts, über den zahlreiche Fachmedien berichten. 

Die Lufthansa-Maschine mit 199 Passagieren an Bord befand sich gerade auf 35.000 Fuß und rund 160 Kilometer nordöstlich von Madrid, als der Kapitän das Cockpit verließ, um auf die Toilette zu gehen. Der Erste Offizier, sprich Co-Pilot, blieb zurück und übernahm die Steuerung und Kommunikation.

Medizinisches Problem

Was danach geschah, hätte schlimme Folgen haben können. Denn der Co-Pilot erlitt ein schweres medizinisches Problem (einen epileptischen Anfall), betätigte dabei sogar Schalter und Einrichtungen der Flugsteuerung. Der Autopilot und die Schubkontrolle blieben glücklicherweise weiter aktiv.

Der Anfall des 38-Jährigen war so heftig, dass er auch die Intercomanlage nicht benutzen, somit Kapitän und Flugbegleiter nicht über seinen Zustand informieren konnte. Die Kolleginnen und Kollegen ahnten nichts von seinem Zustand. Auch die Flugsicherung hätte die Maschine nicht mehr erreichen können.

10 Minuten im "Geisterflug"

Dieser Zustand dauerte rund 8 Minuten an, ehe der Kapitän ins Cockpit zurückkehren wollte. Was ihm mithilfe des Standardcodes allerdings nicht gelang, weil sein Co-Pilot nicht reagieren und ihn einlassen konnte. Erst mit dem dafür vorgesehenen Notfallcode gelang der Zutritt, der Erste Offizier war da wieder einigermaßen handlungsfähig. Nach rund 10 Minuten im "Geisterflug" war das Flugzeug dann wieder in sicheren Händen.

Aufgrund des Zustandes des Co-Piloten entschied sich sein Kollege, nicht bis Sevilla weiterzufliegen, sondern in Madrid sicher zu landen. Der Erste Offizier wurde medizinisch behandelt. Die spanischen Flugunfallermittler, die den Fall untersuchten, rieten dazu, die Zwei-Personen-Regel im Cockpit neu zu evaluieren. 

Die Lufthansa teilte auf Anfrage mit, ihr sei der Untersuchungsbericht bekannt. Ergänzend habe auch die Flugsicherheitsabteilung von Lufthansa eine umfangreiche eigene Untersuchung durchgeführt. Über deren Ergebnis teilte das Unternehmen aber nichts mit. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht über den Untersuchungsbericht hinaus äußern", so die schriftliche Mitteilung der Airline.

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