Ein Kraftwerk im Naturschutzgebiet? In Kroatien (fast) möglich
Der Balkan ist reich an Naturschätzen - einer davon ist der Fluss Una, der durch Kroatien und Bosnien-Herzegowina fließt.
An der Quelle des Flusses im kroatischen Donja Suvaja soll ein Kleinkraftwerk entstehen. Mit Beginn der Bauarbeiten gingen sowohl in Kroatien als auch in Bosnien-Herzegowina Bürger und Umweltaktivisten auf die Straße. Anfang August schloss sich auch der bekannte kroatische Sänger Darko Rundek mit einem spontanen Konzert den Protesten an.
Damit zogen die Demonstranten schließlich die Aufmerksamkeit der Politik auf sich, denn eine Baustelle im Naturschutzgebiet war wohl doch nicht ganz koscher.
Illegale Baugenehmigung in Una
Nach den mehrtägigen Protestaktionen wurde eine Strafanzeige gegen jenen Beamten erstattet, der grünes Licht für die Baugenehmigung gegeben hat. Die staatliche Aufsichtsbehörde wirft dem Beamten vor, rechtswidrig gehandelt zu haben. Der Investor des Kraftwerks habe das Verfahren zum Schutz der Umwelt nicht eingehalten, außerdem seien die Unterlagen für die Baugenehmigung unvollständig und damit rechtswidrig gewesen.
"Die Auswirkungen eines Wasserkraftwerks auf die Umwelt wären verheerend. Solche Bauten würden die Lebensräume der Flussökosysteme zerstören, was negative Folgen für Fische und andere Tiere hätte", so Dunja Mazzocco Drvar vom WWF Adria gegenüber der Deutschen Welle.
Bosniens fehlende Reaktion
Auch der kroatische Abgeordnete Marin Živković von der links-grünen Partei "Možemo!" (zu Deutsch: "Wir können") forderte ein klares Vorgehen der kroatischen Regierung. "Dies ist ein Versagen der Behörden. Wir hoffen, dass die Aufsichtsbehörde ein Verbot weiterer Bauarbeiten anordnet und dass der Ort, an dem die Arbeiten begonnen haben, nicht weiter verwüstet wird", so Živković.
Der 200 Kilometer lange Fluss Una fließt größtenteils durch Bosnien-Herzegowina, das Gebiet wurde zum Nationalpark erklärt. Obwohl die Una hauptsächlich durch das benachbarte Bosnien fließt, hat die Regierung nicht auf den geplanten Bau eines Kraftwerks reagiert. "Es gibt Fälle, in denen der Schutz auf staatlicher Ebene nicht systematisch berücksichtigt wird, was zur Gefährdung von Gebieten führt. Ein Beispiel dafür ist auch die Müllentsorgung in der Nähe der Una", sagt Vladimir Topić, Umweltaktivist aus Bosnien-Herzegowina, gegenüber der Deutschen Welle.
Seit 1968 ist die Quelle der Una als hydrologisches Naturdenkmal geschützt, heute ist sie Teil des Natura-2000-Netzwerks, das die natürlichen Lebensräume Europas dauerhaft sichern soll.
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