Weltberühmte Primatenforscherin Jane Goodall gestorben

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Die Britin wurde bekannt als jene Frau, die mit Schimpansen zusammenlebte und deren Verhalten erstmals in freier Wildbahn erforschte. Sie wurde 91 Jahre alt.

Zusammenfassung

  • Jane Goodall, weltberühmte Primatenforscherin und Umweltaktivistin, ist im Alter von 91 Jahren in Kalifornien gestorben.
  • Sie revolutionierte die Verhaltensforschung an Schimpansen und gründete 1977 das Jane-Goodall-Institut für weltweiten Natur- und Artenschutz.
  • Goodall engagierte sich zeitlebens für Umwelt- und Tierschutz und wurde mit internationalen Auszeichnungen geehrt.

Sie hat sämtliche Regeln gebrochen. Schimpansen in Freiheit beobachtet, als das noch niemand tat, ihnen Namen gegeben, als das noch verpönt war. Jane Goodall, die am 3. April 1934 in London geboren wurde, starb am Mittwoch mit 91 Jahren. Das von ihr gegründete Jane Goodall Institute gab in einer Erklärung bekannt, sie sei eines „natürlichen Todes“ gestorben. Und: „Sie befand sich im Rahmen ihrer Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten in Kalifornien.“ 

Weiter hieß es: "Dr. Goodalls Entdeckungen als Ethologin revolutionierten die Wissenschaft, und sie setzte sich unermüdlich für den Schutz und die Wiederherstellung unserer natürlichen Umwelt ein." Das Institut hatte sich zum Ziel gesetzt, die Forschung in Gombe sowie Naturschutz- und Entwicklungsbemühungen in ganz Afrika zu unterstützen. Im Laufe der Zeit hat sich die Arbeit der Organisation auf die ganze Welt ausgeweitet und umfasst auch Bemühungen in den Bereichen Umweltbildung, Gesundheit und Interessenvertretung.

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Neue Standards für die Forschung

Mit ihren jahrzehntelangen Beobachtungen von Menschenaffen im afrikanischen Dschungel setzte sie neue Standards für die Primatenforschung. Goodall fand heraus, dass Schimpansen individuelle Persönlichkeiten sind und erstaunliche Leistungen vollbringen können: So stellen sie Werkzeuge her und nutzen Hilfsmittel wie Stöcke, um damit in Termitenhügeln herumzustochern. Sie kommunizieren, haben Gefühle und ernähren sich keineswegs nur vegetarisch, sondern fressen auch Fleisch. Die Verhaltensforscherin beobachtete auch brutale, kriegsähnliche Attacken der Affen untereinander - die Tiere hätten auch "eine dunkle Seite in ihrer Natur", wie sie resümierte.

Viele Forscher rümpften zunächst die Nase, dass eine Frau ohne Studium Schimpansen beobachtete, sich dabei nicht einmal vor den Tieren versteckte und den Affen keine Nummern, sondern auch noch Namen gab. Kollegen warfen ihr unwissenschaftliches Verhalten vor.

Revolutionierte die Sicht auf Affen

Schon als Mädchen untersuchte Goodall Phänomene aus der Tierwelt. 1960 begann sie mit der Erforschung einer Gruppe von Schimpansen im heutigen Gombe-Nationalpark in Tansania und revolutionierte die Sicht auf die Affen.

Als Inspiration für ihren bereits als Kind gehegten Wunsch, in der Wildnis unter Tieren zu leben, nannte sie oft die Jugendbuchreihen "Doctor Dolittle" und "Tarzan". Scherzend sagte sie, sie sei enttäuscht gewesen, weil Tarzan die falsche Jane geheiratet habe. Sie selbst heiratete den niederländischen Tierfilmer und Fotografen Hugo van Lawick, dessen Aufnahmen erheblich zu ihrem Ruhm beitrugen. Aus der Ehe mit van Lawick ging Goodalls einziger Sohn Hugo hervor. Die Verbindung zerbrach 1974 nach zehn Jahren. Später heiratete Goodall den Direktor der tansanischen Nationalparks, Derek Bryceson, der 1980 starb.

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2025 erhielt Goodall die Presidential Medal of Freedom der Vereinigten Staaten.

Umweltschützerin

Goodall wandte sich dem Arten- und Umweltschutz zu, als sie erkannte, dass Schimpansen-Populationen überall schrumpften und ihren Lebensraum zunehmend verloren. Sie setzt sich beispielsweise für eine Reduzierung des Fleischkonsums ein und tourt auch im hohen Alter noch immer unermüdlich um die Welt, um Menschen mit Vorträgen und Begegnungen wachzurütteln.

FILE PHOTO: Clinton Global Initiative in New York

Im Jahr 2003 wurde sie zur Dame Commander des Britischen Empire ernannt. 2025 erhielt sie die Presidential Medal of Freedom der Vereinigten Staaten.

In Kenia lernte sie den renommierten Anthropologen Louis Leakey kennen, der sie als Assistentin einstellte. Er schickte sie 1960 zur Schimpansen-Beobachtung in das Wildreservat von Gombe am Tanganjika-See in Tansania - mit Zelt und Blechtellern im Gepäck und anfangs noch begleitet von ihrer Mutter. Zwei Jahre später durfte Goodall, die nie studiert hatte, sich mit einer Ausnahmegenehmigung an der Universität Cambridge zur Promotion einschreiben. 1965 wurde ihr der Doktortitel verliehen.

Schimpansen zunehmend bedroht

Jagd und Abholzung bedrohten zunehmend die Schimpansen. Aus der Verhaltensforscherin wurde im Laufe der Jahre eine unermüdliche Tierschutz- und Umweltaktivistin. Sie gründete das Jane Goodall Institute, um den respektvollen Umgang mit Tieren und der Natur zu vermitteln. Mit Schülern startete sie in Tansania die Aktion "Roots & Shoots" (Wurzeln und Sprösslinge). Heute existieren Gruppen in zahlreichen Ländern, die sich mit Projekten für eine bessere Welt engagieren.

Bis ins hohe Alter reiste Goodall fast das ganze Jahr um die Welt. Für viele wird sie so in Erinnerung bleiben, wie ein Naturschützer in Afrika sie einmal bezeichnete: als fleißiger Engel.

Van der Bellen trauert

Bundespräsident Alexander Van der Bellen nannte Goodall am Mittwochabend auf der Plattform X "eine außergewöhnliche Wissenschafterin und eine Stimme von weltweiter Bedeutung". Er schrieb weiter: "Mit unermüdlichem Engagement hat sie auf Umwelt-Fehlentwicklungen hingewiesen und uns daran erinnert, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit unserem Planeten und allen seinen Lebewesen ist. Jane Goodall wird uns fehlen."

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