Italien: Sechs Tote bei Massenpanik in Disko, mehrere Minderjährige

Einige Notausgänge waren geschlossen. Fünf Teenager und eine Mutter in Hafenstadt Ancona ums Leben gekommen.

 Bei einer Massenpanik von Besuchern einer Diskothek in der Nähe der italienischen Hafenstadt Ancona sind mehrere Minderjährige ums Leben gekommen. Insgesamt starben am frühen Samstagmorgen sechs Menschen, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte. Zwei Burschen und drei Mädchen seien unter den Opfern, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Polizei.

Zudem sei eine Mutter gestorben, die ihre Tochter zu dem Konzert des Rappers Sfera Ebbasta begleitet haben soll. Die getöteten Teenager seien im Alter von 14 bis 16 Jahren gewesen, die Mutter 39 Jahre alt, sagte ein Polizeisprecher zu Sky Italia TV. Die Feuerwehr sprach auf Twitter von "sechs sehr jungen" Opfern. Dutzende Menschen wurden verletzt.

Innenminister Matteo Salvini kündigte an, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die "aus Bosheit, Dummheit oder Gier eine Partynacht in eine Tragödie verwandelt haben."Mit 15 Jahren darf man so nicht sterben", sagte Salvini am Samstag.   

Unbekannter sprühte Reizgas

Die Tragödie ereignete sich in dem Club "Lanterna Azzurra" (Blaue Laterne) in der Gemeinde Corinaldo, noch bevor der Rapper sein Konzert begann. Medien berichteten von rund 1.000 Besuchern. Die Menge geriet nach Angaben der Feuerwehr vermutlich in Panik, als Reizgas im Gedränge versprüht wurde. In der Diskothek befanden sich zudem wesentlich mehr Personen als erlaubt. Nach Ermittlerangaben hätten zum Konzert des Mailänder Rap-Stars Sfera Ebbasta maximal 870 Personen zugelassen werden dürfen, 1.300 Eintrittskarten seien aber verkauft worden.

Die Dynamik erinnert an eine Massenpanik in Turin, als beim Public Viewing des Champions-League-Finals im Juni 2017 Reizgas gesprüht wurde. Dafür verantwortlich gemacht wird eine Diebesbande, die Fans ausrauben wollte. Damals waren 1.500 Menschen verletzt worden und eine Frau an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Versperrte Notausgänge

In Corinaldo drängten die Menschen nach Ausbruch der Panik zu einem Notausgang. "Wir sind zu einem der Notausgänge gelaufen, aber er war versperrt. Die Türsteher sagten uns, wir sollten wieder reingehen", zitierte "Corriere della Sera" einen 16-Jährigen, der verletzt wurde.

Die Feuerwehr veröffentlichte dramatische Bilder vom Ort des Unglücks. Rettungskräfte versorgten die Verletzten auf offener Straße. "Lasst uns durch", hört man einen der Einsatzkräfte rufen, als eine Liege durchs Bild geschoben wird. Es soll zwischen 50 und 120 Verletzte geben. Um die zehn seien schwer verletzt, laut Ansa schweben auch einige in Lebensgefahr. Sie wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Sanitäter berichteten, viele der Verletzten hätten in dem Gedrängel teils schwere Quetschungen, aber auch Knochenbrüche davongetragen.

Bereits in den frühen Morgenstunden wurden die Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei befragte mehrere Security-Männer zum Hergang der Tragödie.

Kommentare