Hungersnot in Nordkorea: Zehn Millionen Menschen betroffen

Reisterrassen. (Symbolbild)
Vorräte würden nicht bis zur nächsten Ernte reichen. Ein Großteil der Bevölkerung ist längst chronisch unterernährt.

In dem wegen seiner Atom- und Raketenprogramme international geächteten Nordkorea droht nach einer UN-Untersuchung mindestens zehn Millionen Menschen Hunger. Ihre Essensvorräte reichten nicht bis zur nächsten Ernte.

Dürre und Überschwemmung zerstören Ernte

"Die Lage ist sehr ernst", sagte der Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Herve Verhoosel, am Freitag in Genf. Die jüngste Ernte sei nach Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen so schlecht ausgefallen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das WFP hatte die Lage vor Ort zusammen mit der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO untersucht.

43 Prozent chronisch unterernährt

Zur Versorgung der Bevölkerung fehlten rund 1,4 Millionen Tonnen Nahrungsmittel. Viele Familien litten an chronischer Mangelernährung und ihre Lage werde sich ohne Hilfe weiter verschärfen. In einigen Regionen seien 43 Prozent der Bevölkerung unterernährt und eines von fünf Kindern sei deshalb in seiner Entwicklung zurückgeblieben.

Staatlich verteilte Essensrationen seien von 380 Gramm pro Tag auf 300 Gramm gekürzt worden. Die Regierung habe eine weitere Kürzung in Aussicht gestellt. Das Welternährungsprogramm bereite Hilfslieferungen für 770.500 Frauen und Kinder in der Umgebung der Hauptstadt Pjöngjang vor.

Auf die Frage, warum die internationale Gemeinschaft für ein Land aufkommen solle, das Milliardenbeträge in Raketen- und Atomprogramme investiert, sagte Verhoosel: "Wir mischen uns nicht in die Politik ein. Wenn wir Menschen in Not sehen, müssen wir helfen."

Treffen mit Trump ergebnislos

Das WFP und die FAO gehören zu den wenigen Organisationen, die Zugang zu dem international isolierten Land haben. Ein zweites Gipfeltreffen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un mit US-Präsident Donald Trump zur Lösung des Atom-Konflikts wurde im Februar ergebnislos abgebrochen. Die Spannungen verschärften sich seitdem wieder.

Neue Entspannungssignale kommen nun aus Japan. Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte sich zu einem Treffen mit Kim ohne Vorbedingungen bereit und deutete damit eine Kurswende in der japanischen Nordkorea-Politik an. Dies sei die einzige Möglichkeit, das langanhaltende Misstrauen zwischen beiden Ländern zu beenden, sagte Abe der Zeitung "Sankei" einen Tag nach einem Treffen mit Trump in Washington. Er hoffe, Kim sei ein Staatsmann, "der flexibel und strategisch entscheiden kann, was das Beste für sein Land ist".

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