Höhlenforscherin sitzt verletzt fest: Rettung verzögert sich
Die Rettung der seit Samstag in einer Höhle in Norditalien eingesperrten Forscherin Ottavia Piana verzögert sich. Um eine Trage mit der 32-jährigen Verletzten aus Brescia, die in der Höhle "Abisso Bueno Fonteno" in der Gegend von Bergamo festsitzt, zum Ausgang zu bringen, sind noch mehrere Stunden Hilfseinsatz notwendig.
Mit dem Abschluss der Rettungsaktion ist frühestens am Mittwochabend zu rechnen.
Mehrere Frakturen
Die Frau hatte sich bei einem Sturz aus mehr als fünf Metern Höhe mehrere Verletzungen zugezogen. Sie erlitt Beinfrakturen und Blessuren im Gesicht. Die Bergungsarbeiten, an denen mehr als hundert Retter aus ganz Norditalien beteiligt sind, werden ununterbrochen fortgesetzt.
"Der Gesundheitszustand von Ottavia Piana ist stabil: Sie wird ständig von einem Arzt und einer Krankenschwester betreut. Sie wird auf einer speziellen Trage transportiert und wir rechnen damit, sie bis Mittwoch in Sicherheit zu bringen", sagte Luca Longo, einer der Retter in der riesigen Höhle, die zwischen dem Iseo- und dem Endine-See nahe der Stadt Bergamo liegt und weitgehend unerforscht ist. Ottavia Piana war mit Kollegen gerade dabei, ein neues Gebiet zu kartieren, als sie verunglückte.
Der 32-Jährigen gehe es den Umständen entsprechend gut, sie sei jedoch von Problemen mit Wirbeln und Rippen sowie mit einem Knie belastet, berichteten die beiden Ärzte, die sie in den ersten Stunden nach dem Unfall erreicht hatten. Sie war dabei, eine tiefe Schlucht mit senkrechten Wänden, durch die ein unterirdischer Bach fließt, hinaufzuklettern, als sie aufgrund eines losen Hakens oder eines brüchigen Felsens den Halt verlor, rückwärts stürzte und auf dem Rücken landete.
Piana blieb schon einmal in dieser Höhle stecken
Den Ärzten erklärte sie, dass sie die Höhlenforschung aufgeben wolle. Bereits im Juli 2023 war sie in der gleichen Höhle zwei Tage lang stecken geblieben, nachdem sie sich an einem Fuß verletzt hatte. Nach dieser Verletzung - es dauerte 48 Stunden, bis sie herausgeholt werden konnte - hatte sie ihre Arbeit als Höhlenforscherin wieder aufgenommen.
Die Bedeutung von Pianas Arbeit wurde vom Präsidenten der Italienischen Gesellschaft für Höhlenforschung, Sergio Orsini, hervorgehoben: "Diese Erkundungen sind nicht nur ein sportliches Unterfangen, sondern stellen einen grundlegenden Beitrag zur Kartierung des Untergrunds und zur Analyse lebenswichtiger Ressourcen wie des Wassers, das wir trinken, dar", sagte Orsini.
"Die Rettungsaktion wird den erfahrenen Händen der Ärzte und Freiwilligen des Nationalen Korps für alpine und speläologische Rettung anvertraut, einer Organisation, die ihre außerordentliche Kompetenz bereits unzählige Male unter Beweis gestellt hat", erklärte Orsini. In der Höhle befinden sich etwa 20 Retter, die sich beim Tragen der Bahre und bei der Räumung der engsten Abschnitte abwechseln. Piana wird in der Zwischenzeit mit einem speziellen Anzug gewärmt. Mit den Mitarbeitern der Alpinen Rettung arbeiten auch die acht Kollegen der Höhlenforscherin zusammen, die mit ihr in der Fonteno-Höhle waren: Sie liefern Informationen, um die Räume im Inneren der labyrinthischen Höhle zu rekonstruieren.
Ottavia Piana ist Mitglied einer Alpingruppe aus Bergamo und ist am "Sebino-Projekt" beteiligt, das schon seit mehreren Jahren diese immer noch geheimnisvolle Höhle im nördlichen Teil des Iseo-Sees kartiert. Sie hatte in der Vergangenheit die Höhle bereits mehrmals betreten, die 2006 entdeckt worden war. Das Höhlensystem ist noch nicht vollständig kartiert. Es erstreckt sich zwischen Seen und Schluchten, in denen die Luftfeuchtigkeit 98 Prozent erreicht. Es wird vermutet, dass das Höhlennetz eine Tiefe von bis zu 50 Kilometer erreichen kann, von denen bisher nur 19 Kilometern betreten und vermessen wurden.
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