Grubenunglück von Soma mit 301 Toten: Haftstrafen in der Türkei

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14 Schuld- und 37 Freisprüche nach mehr als drei Jahren Prozessdauer - Berufungen angekündigt

Mehr als vier Jahre nach dem Grubenunglück nahe der westtürkischen Stadt Soma mit 301 Toten wurden mehrere Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt. Besonders gespannt wurden die Urteile gegen die Führungsriege des Bergbauunternehmens verfolgt: Ihr wurde vorgeworfen, aus Profitgier Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt zu haben.

Der Geschäftsführer soll für 15 Jahre ins Gefängnis, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch berichtete. Der Direktor des Bergwerks wurde zu mehr als 22 Jahren Gefängnis verurteilt.

Insgesamt gab es laut der Nachrichtenagentur DHA Haftstrafen zwischen sechs und 22 Jahren für 14 der insgesamt 51 Angeklagten. 37 wurden freigesprochen - unter ihnen der ehemalige Chef der Mine. Das Strafmaß blieb damit weit hinter den Erwartungen von Opfer-Anwälten und Hinterbliebenen zurück. Die Anklage hatte allein für elf der Beschuldigten mehrfach lebenslange Haftstrafen gefordert.

"Wut ist sehr groß"

Angehörige schrien aufgebracht die Richter an. Eine Anwältin sagte nach dem Prozess: "Unsere Wut ist wirklich sehr groß. Es ist nicht zu beschreiben, was da drinnen vorgegangen ist." Der Sprecher der Opfer-Anwälte, Can Atalay, kündigte an, man werde gegen die Urteile vorgehen. Im Fernsehen waren vor dem Gericht in der Provinz Manisa Tumulte zu sehen.

Das Unglück hatte am 13. Mai 2014 in dem Braunkohlebergwerk mit einem Feuer begonnen. Dessen Ursache ist bis heute nicht völlig geklärt. 301 Kumpel starben - die meisten erstickten, unter anderem weil es laut Medienberichten an Entlüftungsanlagen und Schutzräumen fehlte. Hunderte Grubenarbeiter wurden verletzt.

Es war das schwerste Grubenunglück in der Geschichte der Türkei und hatte damals Aufmerksamkeit auf die schlechten Arbeitsbedingungen im türkischen Bergbau gelenkt. Die Bilder von den Toten und Geretteten gingen um die Welt.

Der Prozess dauerte mehr als drei Jahre. Opfer-Anwalt Atalay protestierte mehrfach, dass ihm und seinen Kollegen immer wieder Steine in den Weg gelegt würden. Zuletzt war vergangene Woche die Urteilsverkündung verschoben worden.

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