Über 200 Tote bei Fährunglück im Victoria-See: Festnahmen

Volunteers arrange the coffins containing the dead bodies of passengers retrieved after a ferry MV Nyerere overturned off the shores of Ukara Island in Lake Victoria
Der Kapitän war nicht an Bord und hatte das Ruder einem Laien überlassen. Nur eine Person hat überlebt.

Nach dem verheerenden Fährunglück auf dem Victoriasee in Tansania mit mehr als 200 Toten hat Präsident John Magufuli die Festnahme der Verantwortlichen angeordnet. Als erster wurde nach einem Bericht der Zeitung "The Citizen" der Kapitän der Fähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte.

Der Kapitän habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe. Als Hauptgrund für das Unglück nannte Magufuli die Überladung der Fähre. Das brechend volle Schiff "MV Nyerere" war am Donnerstag auf dem größten See Afrikas von Bugolora auf der Insel Ukerewe zur Nachbarinsel Ukara unterwegs. Die Fähre sei nur wenige Meter von der Anlegestelle entfernt gekentert, hieß es von der Behörde, die für die Fähren in Tansania zuständig ist.

TANZANIA-FERRY-ACCIDENT

Ein Überlebender gefunden

Zwei Tage nach dem Unglück wurde ein Überlebender gefunden, sagte Verkehrsminister Isack Kamwelwe. Es handle sich um einen Ingenieur der Fähre, er sei in kritischem Zustand. Bis Samstagnachmittag wurden 209 Tote geborgen werden, wie Kamwelwe mitteilte. Die Behörden gingen davon aus, dass sich im Rumpf weitere Leichen befinden. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl war aber zunächst nicht bekannt. Rund 100 Menschen wurden am Donnerstag gerettet.

Um der Opfer zu gedenken, ordnete Magufuli eine dreitägige Staatstrauer an. Die Regierung Tansanias bot den Familien der Opfer 500.000 Tansania-Schilling (etwa 186 Euro) als Entschädigung an, wie Regierungssprecherin Jenista Mhagama dem lokalen Sender sagte.

Die Rettungsarbeiten an der Fähre, die kieloben vor dem Ufer trieb, wurden von professionellen Tauchern unterstützt. Sie waren am Vormittag aus der Hafenstadt Daressalam sowie der Nachbarregion Mara am Victoriasee eingetroffen, wie John Mongella, der Regierungsvertreter in der Region Mwanza, sagte.

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