Ersparnisse eingefroren: Frau stürmt Bank im Libanon

Unglaubliche Szenen spielten sich wieder in einer Bankfiliale ab
Die Wirtschaftskrise bringt viele zur Verzweiflung. Erst vor einwem Montag nahm ein Sparer in seiner Bank Geiseln, um Geld zu bekommen.

Am Mittwoch stürmte eine Frau mit einer echt aussehenden Kunststoff-Pistole gemeinsam mit einer Gruppe von Aktivisten eine Bank in der Hauptstadt Beirut. Sie hätten Boden und Schreibtische mit Benzin übergossen, sagte eine Kundin, die sich in der Filiale aufhielt, der Deutschen Presse-Agentur. Die Frau zwang daraufhin den Filialleiter, Ersparnisse ihrer Schwester auszuzahlen.

Das Land am Mittelmeer leidet seit fast drei Jahren unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Große Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht. Die nationale Währung hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. Weil diese früher fest an den Dollar gekoppelt war, haben viele Libanesen Konten in der US-Währung. Da dem Land jedoch die Devisenvorräte ausgehen, können die Libanesen nur noch sehr begrenzt US-Dollar von ihrer Bank abheben.


Die Aktivistengruppe, die am Überfall vom Mittwoch beteiligt war, nennt sich „Sarchat al mudiain“ (Aufschrei der Einleger). Sie unterstützte die Aktion der Frau namens Sali Hafis, die selbst als Aktivistin an Protesten vor mehreren Jahren beteiligt war. Die Gruppe erklärte bei Twitter, Hafis habe aus dem Depot von rund 20.000 US-Dollar (20.000 Euro) etwa 13.000 Dollar erhalten. Mit dem Geld solle ihre krebskranke Schwester behandelt werden, die Hafis zufolge im Sterben liegt.


„Ich bin nicht hier, um irgendetwas in Brand zu setzen. Ich bin nur hier, um meine Rechte zurückzubekommen“, sagte Hafis laut Videos des Überfalls. Sicherheitskräfte nahmen bald darauf mehrere der Aktivisten fest. Ob Hafis selbst festgenommen wurde, blieb zunächst unklar.


Berichten zufolge stürmte am Mittwoch zudem ein bewaffneter Mann eine Bankfiliale im Nordosten Beiruts. Dabei sei es ihm gelungen, von seinem Konto 30.000 US-Dollar mitzunehmen.


Vergangenen Monat hatte ein bewaffneter Mann in einer Bank über Stunden mehrere Geiseln festgehalten und gedroht, sich mit Benzin anzuzünden, sollten ihm seine Ersparnisse nicht ausgezahlt werden. Berichten zufolge hatte er rund 200.000 US-Dollar auf seinem Konto und brauchte Geld, um die Behandlung seines Vaters in einem Krankenhaus bezahlen zu können. Nach rund acht Stunden stellte er sich schließlich der Polizei, bekam aber die Zusage der Bank, ihm 30.000 Dollar auszuzahlen.
Mögliche internationale Unterstützer wie der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangen Reformen, bevor sie dem Land helfen. Diese ist die Regierung jedoch bislang schuldig geblieben.

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