Ein Achterl Veltliner, please: Wie Österreichische Weine London erobern

Ein Achterl Veltliner, please: Wie Österreichische Weine London erobern
Österreichische Winzer exportieren jährlich Wein im Wert von 3,5 Millionen Euro nach England. Der KURIER begleitete einen steirischen Winzer in London.

Flink entkorkt Herbert König die Weinflasche, gießt Kostproben in die filigranen Gläser, reicht sie rund um den Tisch. Routinierte Handgriffe an einem ungewöhnlichen Ort. Denn der Winzer führt die Verkostung nicht wie gewohnt auf seinem steirischen Weingut durch, sondern im edlen Restaurant der “Mandarin Oriental“-Hotelgruppe, dessen raumhohe Fensterfronten den Blick auf einen frühlingsgrünen Hyde-Park freigeben.

König ist auf Weintour in London. Eingeladen vom Weinimporteur Peter Honegger wird er die nächsten Stunden durch die englische Hauptstadt tingeln und Gastronomen seine Weine kosten lassen.

Obwohl österreichische Weine aufgrund der Größe des Landes nur ein Prozent der weltweiten Weltproduktion ausmachen, sind heimische Produkte immer häufiger auf den Getränkekarten vornehmer Londoner Lokale zu finden. 2022 gab es Brexit-bedingt zwar einen kleinen Knick, allgemein ist der Weinexport nach Großbritannien seit 2000 jedoch stetig gestiegen und macht mittlerweile rund 3,5 Millionen Euro aus.

Ein Achterl Veltliner, please: Wie Österreichische Weine London erobern

Herbert König mit Michael Deschamps, dem Weindirektor des Mandarin Oriental

Österreich liegt im Trend

König reicht seinen BirNat-Quitte-Naturwein um den Tisch, prickelnd-fruchtig, mit Birnen aus seinem Kittenberger Obstgarten; danach seinen “Weißburgunder Wiese“, der nach Sommergräsern schmeckt. Besonders österreichische Sorten, die es in anderen Teilen der Welt kaum zu finden gibt, schaffen es auf die britischen Getränkekarten, sagt Angelika Rieger von der Österreich Wein Marketing GmbH: “Sie sind hervorragende Speisenbegleiter, nicht nur österreichischer Küche, und werden von britischen Sommeliers gerne empfohlen.“

Das berühmte Ritz-Carlton führt etwa den Grünen Veltliner von Loimer, das Steakhouse Hawkmoor den Veltliner vom Nikolaihof und das australische Restaurant Milk Beach hat einen österreichischen Zweigelt aus dem Kamptal auf der Karte. Um diesen Trend weiter zu fördern, wurde im Frühling wieder ein “Austrian Wine Tasting“ veranstaltet.

Unter den 116 Winzern, die ihre Produkte im Naturhistorischen Museum anpriesen, war auch Stefan Langmann mit Tochter Verena, ebenso wie König steirische Winzer. Bis dato werden ihre Weine – abgesehen von Österreich – vor allem in Skandinavien, Deutschland und Japan gekauft; nun soll ihr Schilcherwein verstärkt nach London. Sie sind zuversichtlich: “Immerhin handelt es sich um einen der ältesten Roséweine Mitteleuropas.“

Ein Achterl Veltliner, please: Wie Österreichische Weine London erobern

Stefan und Verena Langmann und ihr Schilcher

„Nur besondere Weine“

Dass britische Restaurants an österreichische Weine kommen, liegt aber eben auch an Unternehmern wie Peter Honegger. Eigentlich war er nur fürs Studium nach London gekommen. Aus seiner Leidenschaft heraus bot er zunächst eigentlich nur an, was er selbst gerne trinken wollte: herausragende Weine von Winzern, die eine Botschaft haben, etwas erreichen wollen: “In Zeiten des Klimawandels kann man es sich nur leisten, besondere Weine einzuführen.“

Das sprach sich herum und ehe er sich versah, traf er bei seinem ersten offiziellen Termin auf Michael Deschamps, Weindirektor des Mandarin Oriental, der nun zwischen König und Honegger am Tisch sitzt. Er schwenkt das Weinglas, atmet die Aromen ein, lässt sich Königs Philosophie vom Demeter-Weinbau erklären, vom kleinen Weingebiet auf 500 Meter Seehöhe, in dem die Weinreben mit Baldriantee gegen den Stress besprüht werden.

Dann nimmt er einen Schluck – und nickt: “Der würde gut zu unseren Sommerweinen passen.“

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