"Mordlust": Berliner Arzt soll mindestens 10 Patienten getötet haben

"Mordlust": Berliner Arzt soll mindestens 10 Patienten getötet haben
Ursprünglich war die Staatsanwaltschaft von vier Opfern des bereits inhaftierten Palliativmediziners ausgegangen, dann von acht - nun sind es zehn.

Zusammenfassung

  • Berliner Palliativarzt soll mindestens 10 Patienten aus 'Mordlust' getötet haben.
  • Ermittlungen ergaben, der Arzt verabreichte tödliche Medikamentenmischungen ohne medizinische Indikation.
  • Staatsanwaltschaft und Polizei bitten um Hinweise auf weitere Verdachtsfälle, da die Zahl der Opfer steigen könnte.

Der Fall nimmt immer größere Dimensionen an: Ein bereits inhaftierter Berliner Palliativmediziner soll mindestens 10 Menschen getötet haben.

Davon geht die Berliner Staatsanwaltschaft inzwischen aus, wie Sprecher Michael Petzold mitteilte. Als Motiv sieht sie "Mordlust".

Ursprünglich war die Staatsanwaltschaft von 4 Opfern ausgegangen, dann von 8 - nun sind es 10. 

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ist der 40-Jährige auch für den Tod von 2 schwer kranken Frauen im Alter von 25 und 57 Jahren verantwortlich.

Der Arzt soll 2 weiteren Frauen "tödliches Gemisch" verabreicht haben

Der Palliativarzt soll ihnen im September 2021 beziehungsweise Juni 2024 "ohne medizinische Indikation ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente" verabreicht haben, um sie zu töten. Der bereits bestehende Haftbefehl für die Untersuchungshaft wurde entsprechend von einem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Tiergarten erweitert, wie Petzold mitteilte. 

Zuvor hatte die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) weitere Unterlagen von Patienten des Arztes ausgewertet. Zudem wurden weitere Leichen ausgegraben und von der Gerichtsmedizin untersucht. Der Beschuldigte äußert sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft bislang nicht zu den Vorwürfen.

Ermittler bitten um Hinweise auf mögliche Fälle 

Die Zahl der Verdachtsfälle könnte sich weiter erhöhen. Die Ermittlungsgruppe prüft weiterhin Unterlage. Dabei spielen auch Hinweise von anderen - etwa Pflegediensten - eine Rolle. 

Staatsanwaltschaft und Polizei rufen auch dazu auf, Hinweise zu geben. "Gibt es noch Kolleginnen und Kollegen des Tatverdächtigen oder Angehörige von Betreuten, die bisher keinen Kontakt zur Polizei hatten, aber ebenfalls Verdachtsmomente beim Tod ihrer Angehörigen und/oder Patienten hatten?", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Arzt sitzt seit Sommer im Gefängnis 

Der Mediziner sitzt seit Anfang August in Untersuchungshaft. Zunächst ging es um vier Fälle im Zeitraum von 11. Juni und 24. Juli 2024. Der 40-Jährige stand im Verdacht, in dieser Zeit 4 Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen getötet zu haben. 

Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Arzt auch für den Tod von 2 Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie von zwei 70 und 83 Jahre alten Männern verantwortlich sein soll. Auch ihnen soll er jeweils ein "Gemisch verschiedener Medikamente" verabreicht haben.

Brände bei Patienten lösen Ermittlungen aus 

Der Mediziner soll die Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase. 

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken. Die Polizei ermittelte wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Dabei geriet zunehmend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetragen haben laut Staatsanwaltschaft Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hatte. 

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