Spektakulärer Prozess um Delling und Block: Wer hat die Kinder entführt?

Gerhard Delling , Christina Block
Die deutsche Unternehmerin Christina Block soll die Entführung ihrer Kinder in Auftrag gegeben haben. Ab Freitag stehen sie und ihr Lebensgefährte dafür vor Gericht.

Von Bettina Mittelacher

Christina Block ist es gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Als Unternehmerin, als Mitglied einer überaus bekannten Hamburger Familie. Und nicht zuletzt, weil die 52-Jährige sich seit Jahren in einem Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann Stephan Hensel befindet. Doch der Auftritt, der ihr heute bevorsteht, hat eine neue Qualität: Die Geschäftsfrau und vierfache Mutter wird als Angeklagte vor Gericht stehen. In einem Prozess vor dem Landgericht Hamburg wird Christina Block unter anderem schwere Entziehung Minderjähriger vorgeworfen.

Kinder verschleppt

Die Staatsanwaltschaft hat sie angeklagt, weil sie im Verdacht steht, gemeinsam mit einem Komplizen den Auftrag erteilt zu haben, ihre zwei jüngsten Kinder gewaltsam der Obhut des ebenfalls sorgeberechtigten Vaters zu entziehen. Die Kinder lebten damals bei Christina Blocks Ex-Mann Stephan Hensel in dessen Haus in Dänemark. Als sich der Vater, die Tochter und der Sohn in der Silvesternacht 2023/24 ein Feuerwerk ansahen, sollen sechs Personen dem Vater aufgelauert und ihn angegriffen haben. Nachdem der Vater niedergeschlagen worden sein soll, seien die Kinder in ein Auto gezerrt und nach Deutschland verschleppt worden. Dort sollen die Kinder gegen ihren Willen festgehalten worden sein, bis die Mutter sie am 2. Januar in Empfang genommen habe.

Das Wiedersehen war nur kurz. Ein Gericht hatte entschieden, dass Sohn und Tochter zurück zum Vater müssen. Seitdem leben der Bub und seine Schwester wieder beim Vater; Block selbst hatte die Anschuldigungen stets bestritten.

Im Rahmen des Prozesses wird sich Christina Block zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem bekannten TV-Moderator Gerhard Delling, verantworten müssen. Der 66-Jährige ist als Mittäter angeklagt, sein Verteidiger erklärte aber, die Verdachtsbehauptungen seien „sachlich und rechtlich unzutreffend.“ Ferner sind zwei Personen aus dem privaten Umfeld des Paares sowie der Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens angeklagt.

In Bezug auf eine mutmaßliche Beteiligung von Christina Block an der Tat hat ihr Verteidiger Otmar Kury betont, seine Mandantin habe erst nach der Entführung der Kinder von dem Vorfall erfahren. Tatsächlich sei der Auftrag wohl von der Großmutter der Kinder, der im Juli 2023 verstorbenen Christa Block, erteilt worden. „Nach den durch Frau Block und mich geführten Ermittlungen wurde festgestellt, dass die Großmutter, die ihre Enkel liebte und unter der rechtswidrigen Entführung der beiden Enkel schwerste psychische Schäden erlitten hatte, den Auftrag wohl erteilt hatte, die Kinder aus Dänemark wieder zurückzuholen, so wie es das Oberlandesgericht auch angeordnet hatte“, sagte Kury.

„Eine Bank bestätigte, dass die Großmutter 120.000 Euro in bar abgehoben hatte.“ Zeuginnen bekräftigten das großmütterliche Leiden unter dem Verlust. „Sie starb auch an dieser psychischen Belastung“, behauptet Kury. Christina Block habe die mutmaßliche Entführung nicht in Auftrag gegeben. Sie selbst leide unter der Situation.

Gegen den Großvater der beiden Kinder, Eugen Block, hatte die Staatsanwaltschaft auch ermittelt. Es sei allerdings kein hinreichender Tatverdacht festzustellen gewesen. Da das Verfahren vor einer Jugendschutzkammer verhandelt wird, spricht viel dafür, dass zumindest eines der Kinder im Prozess aussagen wird. Um die Geschehnisse in der Silvesternacht aufzuklären, hat die für den Prozess zuständige Kammer zunächst 37 Hauptverhandlungstage terminiert. Nach derzeitiger Planung könnte ein Urteil damit am 23. Dezember gesprochen werden.

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