Die bevorstehende Krönung von König Charles bedeutet nicht nur Extraschichten für den Palast, sondern auch Überstunden für Souvenirproduzenten. Wie das britische Centre for Retail Research bekannt gab, könnten Konsumenten bis zu 1,6 Millionen Euro ausgeben. Neben dem Gastgewerbe (959 Mio. Euro) und dem Tourismus (366 Mio. Euro) sollen 278 Mio. Euro auf Souvenirs und Andenken entfallen.
Beim Spaziergang durch Londons Stadtzentrum sieht man kaum ein Schaufenster ohne Fahnen, Wimpel oder royale Sondereditionen. Der Teeproduzent Whittard hat eine königliche Schwarzteemischung kreiert: mit Madagaskarvanille und den obligatorischen Farben in Form von roten, weißen und blauen Kornblumenblättern. Die Accessoire-Marke Radley hat eine „Coronation“-Geldbörse mit Beefeater, Fahnen und ihrem ikonischen Scottish-Terrier in violetter Königsrobe entworfen. Und im Buckingham Palace Shop schieben sich die Besucher vorbei am Porzellan mit royalem Wappenschild auf königsblauem Hintergrund.
Die Restaurants bieten wiederum limitierte Coronation-Afternoon-Teas und die Backöfen von „Biscuiteers“ laufen ebenfalls auf Hochtouren: 95.000 Lebkuchen wurden für die Krönung produziert. Der Frühling ist mit Ostern, Muttertag und Schulabschlüssen generell eine starke Zeit – aber die Krönung sorgt für ein einmaliges Hoch.
2007 hat Harriet Hastings die Lücke im Souvenirmarkt erkannt: Andenken zum Vernaschen. Natürlich gab es Kekse von Harrods oder Shortbread von Fortnum & Mason. Aber feine, händisch verzierte Lebkuchen mit verspieltem Design, das habe es in dieser Form noch nicht gegeben. Das Online-Geschäft kam so gut an, dass sie sechs Jahre später das erste „Icing Café“ in Notting Hill eröffnete und Kreationen für Marken wie Warner Brothers oder Dior entwarf – für Letztere unter anderem einen Lebkuchentresen für die Weihnachtszeit.
Mittlerweile gibt es den zweiten Standort in Belgravia, in dem, ebenso wie in Notting Hill, nicht nur die Profis verzieren, sondern auch die Besucher. Im DIY-Paket bekommt man nach dem klassischen Afternoon Tea mit Etagere ein kleines Verzierungsset. „Oh, das wird nichts!“, ruft Rachel Morgan, lacht und blickt auf das pink verzierte Schloss. Sie ist mit ihrer Mutter für zwei Tage aus Nordwales angereist; ein jährlicher Geburtstagstrip.
Vergangenes Jahr wurden Teetassen getöpfert, dieses Mal Kekse dekoriert. Doch das ist gar nicht so einfach. Die Glasur kommt mal dick, mal ganz dünn; die geplante gerade Linie ist ein zittriger Graph. Mutter Joanna zuckt mit den Schultern, als die Kellnerin die Kreationen auf ein Tablett lädt und zum Trocknen in den Ofen bringt; lustig war’s dafür. Die Lebkuchen werden aber doch noch in London verspeist. Als Souvenir werden sie die Coronation Tin (ca. 65 Euro) mit essbarem König, Fahne und Krone aus Lebkuchen mit Zitronengeschmack mitnehmen – der aktuelle Bestseller.
Durchatmen ist für die Dekorateure also noch nicht angesagt. Doch Violeta lässt sich nicht stressen. Denn Verzieren geht nur mit ruhiger Hand. Vor allem, wenn es um die kleinen bunten Edelsteine geht, die nun auf der Krone anzubringen sind.
Seit dieser Woche wird wieder nach Österreich geliefert: www.biscuiteers.com
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