Brasilien: Soldaten nach Schüssen auf Familienauto festgenommen

Armee eröffnete Feuer auf Familienauto: Ein Toter, zwei Verletzte - Ursache für Beschuss war offenbar eine Verwechslung.

Nach einem blutigen Militäreinsatz in Rio de Janeiro sind zehn Soldaten festgenommen worden. Sie hätten die Einsatzregeln missachtet, teilte das Ostkommando der brasilianischen Streitkräfte am Montag mit. Am Vortag hatte eine Militärpatrouille im Norden von Rio de Janeiro das Feuer auf das Auto einer Familie eröffnet. Dabei kam ein Mann ums Leben, zwei weitere Menschen wurden verletzt.

Nach Medienberichten wurde das Auto von mehr als 80 Schüssen getroffen. Die Familie war demnach unterwegs zu einer Feier in Rio de Janeiro, als sie unter Beschuss geriet. In dem Auto waren fünf Menschen unterwegs, darunter ein siebenjähriger Bub. Er überlebte unverletzt.

Polizeisprecher Leonardo Salgado sagte dem Sender Globo TV, alles deute darauf hin, dass die Soldaten das Auto mit dem Fluchtfahrzeug von Räubern verwechselt hätten. So sei "eine normale Familie zu Opfern des Militärs geworden". Salgado sagte weiter, die Zahl der Schüsse sei nicht zu rechtfertigen.

Aufgrund der zahlreichen bewaffneten Drogenbanden in Rio hatte Brasiliens früherer Präsident Michel Temer die Polizeiaufgaben in der Stadt der Armee übergeben. Diese Regelung war eigentlich zum Jahresende ausgelaufen, doch die Soldaten sind nach wie vor in der Stadt im Einsatz, vor allem zur logistischen Unterstützung der Polizei.

Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hatte zuletzt mehrfach für ein robusteres Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die mächtigen Verbrecherbanden in Brasilien plädiert. Rios Gouverneur Wilson Witzel kündigte sogar an, Scharfschützen gegen bewaffnete Kriminelle einzusetzen. Bei den Einsätzen von Polizei und Militär geraten immer wieder Unbeteiligte zwischen die Fronten. Im vergangenen Jahr waren im Bundesstaat Rio de Janeiro nach Angaben des Instituts für öffentliche Sicherheit (ISP) 1.534 Menschen bei Einsätzen der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen.

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