Anschlag in Sydney: Angreifer waren Vater und Sohn
Zusammenfassung
- Nach dem Anschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney wurden die Täter als Vater und Sohn identifiziert; das Motiv ist noch unklar.
- Australiens Premier Albanese verurteilte die Tat als antisemitisch und kündigte schärfere Waffengesetze an, reagierte aber nicht auf Netanyahus Kritik.
- Als Zeichen der Trauer wurden Flaggen auf halbmast gesetzt; es handelt sich um den schlimmsten Fall von Schusswaffengewalt in Australien seit 30 Jahren.
Nach dem Anschlag auf ein jüdisches Fest im australischen Sydney haben die Ermittler die beiden Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Das teilte die Polizei bei einer Pressekonferenz mit.
Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Motiv ist bisher unbekannt.
Die Polizei geht nicht davon aus, dass am Tatort weitere Täter beteiligt waren.
Der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, erklärte, dass der 50-jährige Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte. Nach dem Anschlag wurden drei Schusswaffen sichergestellt, teilte die Polizei mit.
Außerdem fanden Ermittler in einem Auto, das einem der Täter zugeordnet wurde, improvisierte Sprengsätze. Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, sagte Lanyon, kurz nach dem Anschlag, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, habe nach ersten Erkenntnissen jedoch keine konkrete Bedrohung dargestellt. Die Ermittlungen dazu dauern an.
Gezielter Anschlag
Nach Auffassung der Behörden richtete sich der Angriff gezielt gegen jüdische Menschen. Australiens Premierminister Anthony Albanese bezeichnete die Tat als "bösartigen Akt des Antisemitismus" und Terror.
Die Zahl der Toten gibt die Polizei mittlerweile mit 16 an. 14 Menschen seien am Tatort, dem beliebten Bondi Beach, gestorben. Eine 10-Jährige und ein 40-Jähriger starben später im Krankenhaus. Das Alter der Toten gibt die Polizei mit zwischen 10 und 87 Jahren an. Einer der Toten war Franzose, ein anderer Israeli. Abgesehen davon ist noch kaum etwas über die Opfer bekannt. Sie müssten jedoch noch offiziell identifiziert werden, teilte die Polizei mit.
Viele Familien hatten sich am Bondi Beach getroffen, um Chanukka zu feiern. Es war der erste Tag des achttägigen jüdischen Lichterfests. Mehr als 1.000 Menschen waren nach Polizeiangaben vor Ort, als die beiden Täter mit Langwaffen das Feuer eröffneten.
Der Angriff und ein mutiger Held
Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt einen Schützen, der von einer nahegelegenen Brücke aus feuert. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die in Panik vom Tatort fliehen. In einem anderen Video ist ein Passant zu sehen, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und entwaffnet. Der Mann springt dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der mutmaßliche Täter, der zuvor noch um sich geschossen hatte, entkommt hinkend. In australischen Medien wird der Passant als „Held“ gefeiert. Auch US-Präsident Donald Trump lobte den Mut des Mannes. Dieser habe vielen Menschen das Leben gerettet.
Flaggen auf Halbmast
In Australien werden als Zeichen der Trauer Flaggen auf halbmast gesetzt. Premier Albanese sprach von einem "dunklen Tag in der Geschichte unseres Landes". Er legte am Bondi Pavilion am beliebten Strand Bondi Beach, wo sich die Gräueltat am Vortag ereignet hatte, Blumen nieder und gedachte der Opfer. Laut australischen Medien handelte es sich um den schlimmsten Fall von Schusswaffengewalt in dem Land seit rund 30 Jahren.
Albanese lehnte es bei einer Pressekonferenz ab, direkt auf Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu reagieren, der Australien vorgeworfen hatte, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. "Dies ist ein Moment der nationalen Einheit", sagte Albanese. "Dies ist ein Moment, in dem die Australier zusammenkommen müssen. Genau das werden wir tun", fügte er hinzu.
Israel macht Australien schwere Vorwürfe
Netanjahu warf Australien vor, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. Er habe Australiens Premierminister schon vor vier Monaten in einem Brief gewarnt, „dass die Politik der australischen Regierung Antisemitismus in Australien fördert und ermutigt“, teilte Netanjahu mit.
Australien und andere führende Staaten hatten in diesem Jahr unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Netanjahu warf Albanese vor, damit „Öl ins antisemitische Feuer“ gegossen zu haben.
Schärfere Waffengesetze
Die australische Regierung erwägt nun auch eine Verschärfung der Waffengesetze. Er werde eine Begrenzung der Anzahl der Waffen sowie eine Überprüfung bestehender Lizenzen vorschlagen, kündigte Premier Albanese an. „Die Lebensumstände von Menschen können sich ändern. Menschen können im Laufe der Zeit radikalisiert werden. Lizenzen sollten nicht auf Dauer erteilt werden“, sagte Albanese.
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