Aus Protest gegen Neonazis: Dorf kaufte Biervorräte auf

Polizei löste Party auf
Das Neonazi-Festival im Ort Ostritz wurde von Polizei und Ortsgemeinschaft trockengelegt.

Beim Neonazi-Festival "Schild und Schwert" im ostsächsischen Ort Ostritz, blieben die Teilnehmer auf dem Trockenen sitzen. Das Verwaltungsgericht Dresden hatte über das dreitägige Festival ein Alkoholverbot verhängt. 4.200 Liter Bier wurden beschlagnahmt, Besucher mussten zudem am Eingang Alkohol abgeben.

Doch das Martyrium für die Neonazis ging noch weiter: Die Ostritzer Dorfgemeinschaft kaufte getreu dem Motto "Hamstern gegen Rechts" die Bierreserven der Supermärkte leer. Die Mitglieder des "Internationalen Begegnungszentrums" des Klosters Sankt Marienthal waren Drahtzieher dieser Aktion.

Zahlreiche Gegendemonstrationen

Laut Polizeiangaben besuchten etwa 500 bis 600 Rechtsextreme das Festival. Die Teilnehmer hatten mit 750 Besuchern gerechnet. Parallel zum Festival fanden mehrere Gegendemonstrationen statt, an denen sich insgesamt 2000 Menschen beteiligten. Die Initiative "Augen auf" stellte etwa laut der Zeitung Bild 2262 Paar Schuhe an einer Straße auf. Jedes Paar stand für einen Flüchtling, der 2018 im Mittelmeer ertrunken ist.

Die 2300-Seelen-Gemeinde veranstaltete zudem ein Friedensfest, bei dem unter anderem der Ex-DFB-Nationalspieler Cacau als Festredner gegen Rassismus auftrat. Ostritz liegt direkt an der polnischen Grenze.

32 Straftaten

Die Polizei hat nach Abschluss des Neonazi-Treffens - es dauerte von Freitag bis Sonntag - eine positive Bilanz gezogen. Alle Versammlungen und Veranstaltungen seien friedlich verlaufen, sagte der Leitende Polizeidirektor Holger Löwe am Sonntag. Insgesamt sind von Freitag bis Sonntag 32 Straftaten und fünf Ordnungswidrigkeiten festgestellt worden.

Schwerpunkte bei den Straftaten waren 16 Verstöße gegen das Versammlungsgesetz sowie zehn Fälle des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Die Polizei war mit bis zu rund 1400 Beamten im Einsatz. Die Kräfte aus Sachsen wurden unterstützt von Hundertschaften aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin sowie der Bundespolizei und Kollegen aus Polen.

Wegen Abzeichen: Ermittlungen gegen Polizisten

Nach Abschluss des Rechtsrock-Konzertes wurden dem Versammlungsleiter wieder die 4200 Liter Bier übergeben, die die Polizei am Freitag wegen eines Alkoholverbots auf dem Gelände beschlagnahmt hatte.

Die Polizei reagierte zudem auf ein Foto, das auf Twitter verbreitet wurde. Darauf ist zu sehen, dass Polizeibeamte bei einem Mann eine Armbinde richten, über dem ein Tattoo mit einem verbotenen Totenkopf zu sehen ist. Zudem trägt der Mann ein Kreuzritter-Abzeichen.

Der Staatsschutz habe gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet, teilte die Polizei mit.

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