48 Grad im Schatten: Fällt der europäische Hitzerekord?

Noch nie wurden in Europa mehr als 48 Grad gemessen. In Spanien und Portugal könnte der Rekord fallen.

Es war einiges los in der Welt im Juli 1977. Am Fünften des Monats stürzte ein Armee-General den ersten gewählten Premierminister PakistansZulfikar Ali Bhutto. Am 13. lösten Blitzeinschläge den großen New Yorker Stromausfall von 1977 aus. Zumindest meteorologisch sollte vor allem aber der 10. Juli in die Geschichte eingehen. In Athen zeigten die Thermometer an diesem Tag erstmals in der Messgeschichte 48,0 Grad Lufttemperatur an. Bis heute ist in Europa keine höhere Temperatur gemessen worden. Das könnte sich in den kommenden Tagen allerdings ändern. 

Spanien und Portugal sind immer für hohe Temperaturen gut. In der ewigen Hitzeliste liegen das portugiesische Amareleja (47,4 Grad, 2003) und die spanische Ortschaft Montoro (47,3, 2017) auf den Plätzen zwei und drei hinter Athen. Aber auf der iberischen Halbinsel beginnt nun laut Wetterprognosen eine extreme Hitzewelle. Heiße Luft aus der Sahara am Wochenende örtlich bis zu 48 Grad erwarten - der Athener Rekord scheint gefährdet.

Bereits am Freitag sollen dem Wetterdienst Ubimet zufolge die Temperaturen in der Südhälfte Portugals und im Südwesten Spaniens auf 41 bis 45 Grad steigen. Auch in den übrigen Landesteilen dürften annähernd 40 Grad erreicht werden. Etwas kühler bleibt es nur an den Küsten. Der Höhepunkt stehe am Samstag bevor. "Besonders in den portugiesischen Distrikten Beja, Evora und Portalegre wird es extrem heiß", sagte Ubimet-Chefmeteorologe Manfred Spatzierer am Donnerstag. "Aus heutiger Sicht liegen die Höchstwerte hier sowie in den spanischen Provinzen Andalusien und Extremadura verbreitet um 45 Grad, lokal sind bis zu 48 Grad möglich."

Laut Echtzeit-Daten des Wetterdienstes CustomWeather wurden in Cordoba am Freitag um 16:20 MEZ rund 42 Grad gemessen. In Portugal lagen zur gleichen Zeit Lissabon, Cascais und Setubal mit 41 Grad an der Spitze.

Möglich werde die extreme Hitze durch das Zusammenspiel von Hoch und Tief in der Region. Über Spanien befinde sich in den kommenden Tagen ein kräftiges Hochdruckgebiet, über dem Ostatlantik ein Tiefdruckgebiet. "Diese beiden Drucksysteme schaufeln heiße Luft direkt aus der Sahara in Marokko und Algerien nach Spanien und Portugal", analysierte Spatzierer. Da die Luft von Nordafrika zur Iberischen Halbinsel nur eine kurze Distanz zurücklegen muss und dabei kaum vom Meerwasser gekühlt werden kann, könne es zu solchen Temperaturen kommen.

Die Luftströmung bringt nicht nur extreme Hitze nach Portugal und Spanien. Auch eine gehörige Menge Staub aus der Sahara mischt sich dazu, wie diese Satellitenaufnahmen der US-Ozeanografiebehörde NOAA zeigen:

Erste Todesopfer

Durch die Hitzewelle in Spanien hat es auch die ersten zwei Todesopfer gegeben. Wie die Behörden am Freitag mitteilten, starb ein etwa 40 Jahre alter Arbeiter aus Nigeria, nachdem er am Dienstag auf einer Straßenbaustelle nahe Murcia im Südosten des Landes gearbeitet hatte. Laut Obduktion erlag er einem Hitzschlag.

Außerdem sei ein 78-jähriger Pensionist in der Region bei der Gartenarbeit zusammengebrochen und am Donnerstag im Krankenhaus gestorben, teilte die regionale Gesundheitsbehörde mit. Die genaue Todesursache müsse noch durch eine Obduktion geklärt werden, verlautete aus dem Krankenhaus.

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