Graz: Junge Frau wurde in Rechtsanwaltskanzlei erschossen

Graz: Junge Frau wurde in Rechtsanwaltskanzlei erschossen
Ein 29-jähriger Mann soll in dem Büro mit einer Langwaffe eine Frau, 23, getötet und sich selbst gerichtet haben. Großalarm der Polizei in der Grazer Innenstadt.

Drei Schüsse waren zu hören, dann Schritte. Und dann schrie eine Frau.

"Wir haben zuerst nicht gewusst, was da los ist", beschreibt  Florentine Z.: Die Mitarbeiter eines Notariats in Graz verriegelten Freitagmittag sofort die Tür und alarmierten die Polizei – die Beamten entdeckten kurz nach dem Notruf zwei  Menschen mit tödlichen Schussverletzungen drei Stockwerke über  Z.s Büro, einer Anwaltskanzlei mitten in der Grazer Innenstadt.

Etwas später an diesem Freitag muss die Polizei bekannt geben: "Wir gehen von einer Beziehungstat aus", berichtet Polizeisprecher Fritz Grundnig.

Demnach dürfte ein 29-Jähriger aus Graz  eine Frau, 23,  mit einer Langwaffe erschossen und danach das Gewehr auf sich selbst gerichtet haben.

Graz: Junge Frau wurde in Rechtsanwaltskanzlei erschossen

Die Polizei war vor Ort im Großeinsatz.

Wie die Beziehung zwischen mutmaßlichem Täter und Opfer konkret aussah, stand Freitagnachmittag noch nicht fest.

Das 14. Femizid-Opfer

Doch die Ermittler gehen nicht  von einer Zufallstat aus: Die junge Frau dürfte somit heuer bereits das 14. Opfer eines Femizids sein, wie die traurige Statistik des Vereins der autonomen Frauenhäuser zeigt. 

Nach Schüssen in Grazer Kanzlei: Zwei Tote

Mehr als eine Stunde lang herrscht Ungewissheit für die anderen Mieter des Gebäudes in der Kaiserfeldgasse in Graz, auch für Florentine Z.: "Man hat uns gesagt, wir sollen nicht hinaus gehen und abwarten."

Die Exekutive löst Großalarm aus, als der Notruf kommt: Die Straßenzüge rund um den Tatort werden abgeriegelt, die Straßenbahnen in der Herrengasse gestoppt, Polizeihubschrauber kreisen über der Innenstadt.

Via sozialer Medien bittet die Polizei die Grazerinnen und Grazer, fernzubleiben: "Derzeit findet in der Grazer Innenstadt ein Polizeieinsatz statt. Es wurden Absperrmaßnahmen im Bereich Kaiserfeldgasse eingerichtet. Meiden Sie den Bereich und folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte", warnt  die Exekutive etwa via "X".

Die Cobra rückt an

Auch die Spezialeinheit Cobra rückt an. Erst, als gesichert war, dass der mutmaßliche Täter unter den Todesopfern ist, werden die Sperren rund um die Kaiserfeldgasse sukzessive  aufgehoben.

Graz: Junge Frau wurde in Rechtsanwaltskanzlei erschossen

Der Bereich Kaiserfeldgasse war großräumig abgesperrt worden.

Das Polizeiaufgebot sorgt in der Landeshauptstadt für Aufsehen – und Unbehagen. Gerade in Graz  ist das mit Erinnerungen an den Juni 2015 konnotiert, als Amokfahrer Alen R. mit einem Auto durch die Innenstadt raste, drei Menschen tötete und mehr als 100 verletzte.

Das Gebäude, in dem die junge Frau am Freitag erschossen wurde, liegt in nächster Nähe zu  jener Route, die R. damals für seine Amokfahrt wählte. Entsprechend ähnlich waren die Absperrungen gesetzt.

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Florentine Z. arbeitet in dem Gebäude, in dem auch die Schüsse gefallen sind.

Zur Identität des Opfers und des mutmaßlichen Schützen machte die Polizei  keine näheren Angaben, ebenso war vorerst unklar, ob sich außer den beiden noch weitere Personen direkt in der Kanzlei aufgehalten hatten.

Gewehr legal besessen

Die junge Frau war aber in dem Anwaltsbüro beschäftigt, die Waffe besaß der 29-Jährige legal.

In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe?
Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

Die Telefonseelsorge ist unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr als vertraulicher Notrufdienst jeden Tag des Jahres erreichbar.

Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 täglich von 16 bis 24 Uhr und ebenfalls anonym erreichbar.

Auf der Website www.bittelebe.at finden Angehörige/Freunde von Menschen mit Suizidgedanken Hilfe.

Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar.

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