Zuckerfrei, aber doch süße Schoko
Zucker-Alkohol-Verbindung mit Ballaststoffmatrix.
Aha, denkt sich der Zuhörer und zweifelt: Daraus soll eine Praline werden?
Florian Orthaber setzt ein breites Grinsen auf. "Das hört sich ein bisserl chemisch an, ist aber Zucker sehr ähnlich. Aber halt zuckerfreier Austauschstoff." Einer speziellen Pâtisserie haben sich Orthaber und Johanna Glaser verschrieben: Zuckerfreie Schokolade, da schlägt das Herz von Schleckermäulern schneller. Am 21. November machen sich die beiden 25-Jährigen mit der sugarfree savory selbstständig - einem Geschäft in der Grazer Grabenstraße, in dem sie vorerst sechs Sorten Pralinen und drei Sorten Schokolade anbieten.
Süßes, mit selbst gemachter Mandelmilch verfeinert und handgefertigt von Konditormeisterin Glaser, erwartet die Kunden. "Das ist schon ein spannendes Projekt", überlegt Glaser. "Es ist ja nicht so leicht, Zucker einfach so zu ersetzen. Da fehlt gleich einmal die Trockenmasse."
60 Prozent Süßkraft
Orthaber stieß bei Recherchen auf eine ballaststoffreiche Maisstärke, einen Zuckeraustauschstoff aus Kanada, der 60 Prozent der Süße herkömmlichen Zuckers erreicht. Was dann an Geschmack noch fehlt, kompensiert die Konditorin mit Stevia. Die Idee, Süßes bekömmlicher zu machen, hatte Orthaber. Dabei stammt er so gar nicht aus der Branche: Er studiert Architektur und kommt aus einer Beamtenfamilie. "Alles Lehrer. Die Idee mit dem Geschäft in der Familie zu verbreiten war ein bisserl schwer."
Per Crowdfunding-Kampagne wurde nicht nur Geld gesammelt, sondern auch abgeklopft, ob zuckerfreie Schoko in der Stadt Potenzial haben könnte. "Graz ist ideenreich, kreativ und jung", glaubt Orthaber an den Erfolg. "So etwas, wie wir hier machen, gibt es europaweit nicht." Die Steirer wollen weniger auf die Diätwelle aufspringen als gesundheitsbewusste Menschen ansprechen: "Es geht uns nicht so sehr um die Kalorien, sondern um die Zusammensetzung des Produkts", beschreibt Orthaber. "600 Kalorien eines Vollkornmüslis sind ja auch etwas anderes als 600 Kalorien aus weißen Semmerln." Auf 470 Kalorien bringt es eine Tafel der zuckerfreien Milchschokolade, sie hat also kaum weniger als gezuckerte Produkte. "Das Fett kriegt man nicht raus", begründet Glaser. "Aber wir haben die gesündeste Alternative."
Eine Alternative, die ihren Preis hat. 100 Gramm Milchschoko kosten sechs Euro. "Das ist natürlich ein Luxusprodukt", weiß Orthaber. "Aber 100 Prozent Handarbeit und Manufaktur. Das Sortiment an sich ist für Graz schon eine Rarität."
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