Zu wenig Abstand dritthäufigste Unfallursache

Autos fahren auf einer Autobahn.
250.000-Euro-Kampagne soll Bewusstsein schaffen.

Zu wenig Sicherheitsabstand ist nach Rasen und Ablenkung die dritthäufigste Unfallursache auf Autobahnen und Schnellstraßen. Bei derartigen Unfällen gab es im Vorjahr 400 Verletzte und vier Tote. Eine 250.000-Euro-Kampagne der Asfinag soll nun Bewusstsein für mehr Abstand schaffen, vorgestellt wurde sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Mit Abstand am sichersten" lautete der Titel der Aktion. Als Faustregel gilt mindestens zwei Sekunden Abstand, also rund 50 Meter bei 100 km/h, rund 70 Meter bei 130 km/h. "Der Mensch kann Zeit noch eher schätzen als Meter", sagte Klaus Schierhackl, Vorstandsdirektor der Asfinag. Verkehrsminister Alois Stöger rät jedoch, "den Abstand den sie glauben plus zwei Sekunden" als "richtigen Abstand" einzuhalten. "Zu nah am Vordermann heißt nah am Unfall zu sein", meinte Alois Schedl, Vorstandsdirektor der Asfinag.

Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) befragte im Auftrag der Asfinag im Oktober 504 Autobahnbenutzer. Hier kam heraus, dass Eigenwahrnehmung und Gefahrenbewusstsein nicht mit dem tatsächlichen Fahrverhalten übereinstimmen. So schätzen die Österreicher den richtigen Abstand zum Vordermann mehrheitlich "nach Gefühl" ein. Doch das täuscht: Die Hälfte gab an, bei 130 km/h maximal vier Fahrzeuglängen - also nicht einmal 20 Meter - Abstand zu halten, bei 13 Prozent waren es lediglich zwei Fahrzeuglängen. Dennoch gaben acht von zehn Befragten an, dass sie die "Zwei-Sekunden-Regel" immer oder zumindest meistens einhalten würden. Und 43 Prozent waren der Meinung, in maximal 0,5 Sekunden auf ein Signal (etwa Bremslichter) reagieren zu können. Dies schaffen jedoch nur Rennfahrer bei höchster Konzentration.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) befragte im Mai 2014 insgesamt 1.000 Lenker. Davon gaben 94 Prozent an, dass sie zu knappes Auffahren für gefährlich halten. "Aber jeder fünfte Lenker ertappt sich selbst dabei, häufig oder gelegentlich zu wenig Sicherheitsabstand einzuhalten", erläuterte Othmar Thann, Direktor des KFV. Wichtig sei auch, dass man sich nicht in Lücken, die durch den richtigen Abstand entstehen, einreiht, sagte Thann. Er machte darauf aufmerksam, dass "weniger Abstand keinen Zeitgewinn" bringt. "Man fährt mit einem größeren Abstand komfortabler", sagte Stöger.

Natürlich müsse die Einhaltung des richtigen Abstands auch von der Exekutive geprüft werden, forderte Thann. Denn "ohne Kontrolle funktioniert es nicht". Gab es im Jahr 2009 noch knapp 34.000 Anzeigen wegen zu geringen Sicherheitsabstands, waren es 2013 bereits knapp 51.000.

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