Bedienstete aus den Krankenhäusern erzählen dem KURIER, dass die Patienten am 23. Dezember mit ausgedachten Beschwerden ins Spital gebracht werden. „Da kommt jemand mit einem angeblichen Leiden und wird dann auf eine Station gebracht und dort aufgenommen. Im Lauf der Tage stellt sich aber heraus, dass die Person gar nicht krank ist“, schildert eine Krankenpflegerin. Dann werden die vermeintlichen Patienten wieder abgeholt.
Für die, die abgeschoben werden, ist die Situation schwierig. „Sie spüren die emotionale Belastung“, sagt eine Medizinerin aus einem Spital in Niederösterreich, die unerkannt bleiben will. Die Patienten fragen dann, wann sie wieder nach Hause dürfen. „Besonders schlimm ist es, wenn die Familie zu den Feiertagen nicht einmal zu Besuch kommt.“
Manche wollen auch nicht alleine sein
Markus Pederiva, Sprecher des Wiener Krankenanstaltverbundes (KAV), sind Fälle wie die geschilderten nicht bekannt. Aber: „Dass kranke oder pflegebedürftige Menschen eine Belastung sein können, ist verständlich. Und dass diese Belastung die handelnden Personen zu so etwas bringt, will und kann ich nicht ausschließen.“
Allerdings: Es gibt auch die andere Seite. „Viele Menschen haben keine Familie mehr und wollen zu Weihnachten nicht alleine zu Hause sein“, sagt Peter Hartenberger von der Diözese. Sie lassen sich ins Spital bringen, sagen, es gehe ihnen nicht gut – und hoffen so, die Feiertage nicht alleine verbringen zu müssen. Genau hier setzt die Krankenhausseelsorge an.
Jutta Angerler (49) ist seit 2017 Seelsorgerin im Wiener Wilhelminenspital. Nach einer dreijährigen Ausbildung ist nun als katholische Seelsorgerin auf der Krebsstation tätig – ein spezieller Ort. „Der Tod ist immer irgendwie ein Thema. Gerade auf der Onkologie. Aber man muss lernen, damit umzugehen“, sagt sie.
In ihrer Zeit als Seelsorgerin hat die 49-Jährige viele Geschichten gehört und miterlebt. Eine blieb ihr besonders in Erinnerung: „Da gab es eine Patientin, die so alt war wie ich. Sie hatte auch Kinder, war an Krebs erkrankt und starb daran. Das nimmt man dann mit nach Hause.“ Ansonsten versucht Angerler, alles in der Kapelle zu lassen. „Vor und nach jeder Besuchsrunde bete ich und gebe alles an Gott weiter. Er muss dann entscheiden, was damit passiert“, sagt sie.
Dass Angerler überhaupt Seelsorgerin wurde, war für sie ein „Zeichen Gottes“. Der Gedanke kam ihr bei einer Pause ihrer Laufrunde, auf einer Bank gegenüber der Kirche am Gelände des Wilhelminenspitals: „Das war für mich der Startschuss für meine ehrenamtliche Tätigkeit.“
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