"Zone ist nun äußerst gefährlich"

Eine Frau fährt mit dem Fahrrad auf einer Straße mit einem Fußgängerüberwegsymbol.
Verkehrsklubs warnen vor Wirrwarr in ehemaliger Begegnungszone.

Ein weiteres Kapitel haben die Klagenfurter Verkehrsplaner in der Causa " Begegnungszone" aufgeschlagen: Über Nacht wurde vor einem weggefrästen Zebrastreifen eine Bodenmarkierung in Form eines überdimensionalen Schülerpärchens angebracht. Verkehrsklubs halten diese Maßnahme für äußerst gefährlich, weil sich Fußgänger im Vorrang wähnen, im Fall eines Unfalls allerdings Haftungsfragen auftreten würden. Nun sorgt die misslungene Umsetzung des Pilotprojekts zusätzlich für einen Krach in der Koalition.

Wie berichtet, wollte man im Herzen der Landeshauptstadt eine Begegnungszone, "Shared Space" genannt, installieren. Rund um den Neuen Platz wurden Ampeln demontiert und Zebrastreifen unkenntlich gemacht. Allerdings "vergaß" man auf die Verordnungen. Seit dies publik ist, spricht Verkehrsreferent Otto Umlauft (ÖVP) vom "Experiment einer verkehrsberuhigten Zone, in der alle gleichberechtigt sind."

Weil rein rechtlich jedoch aktuell Autofahrer Vorrang haben, ließ er nun an einem stark frequentierten Übergang in der Pernhartgasse das Schülerpärchen auf den Asphalt malen. "Autofahrer müssen hier speziell aufpassen, weil Fußgänger – auch viele Kinder – die Straße passieren", betont Umlauft.

Aus der zuständigen Straßen- und Verkehrsabteilung heißt es: "Dies ist eine Zusatzmarkierung, um auf die Gefahrenzone aufmerksam zu machen. Autofahrer müssen stehen bleiben."

Verkehrsklubs verweisen auf die Tatsache, dass Kinder sowieso vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind. "Ansonsten ist die Anbringung des Schülerpärchens durch die Straßenverkehrsordnung gedeckt, aber völlig sinnlos und verwirrend", betont Nikolaus Authried von der Rechtsabteilung des ÖAMTC. Kollege Thomas Jank vom ARBÖ: "Die Bodenmarkierung erregt vielleicht Aufmerksamkeit, hat aber rein rechtlich keinerlei Bedeutung."

"Fußgänger haftet"

Vielmehr werde Fußgängern nun suggeriert, dass sie Vorrang hätten. "Das ist äußerst gefährlich, weil ohne Zebrastreifen und Ampeln immer der Autofahrer Vorrang hat, da hilft kein Schülerpärchen. Bei einem Unfall würde der Fußgänger haften", betont Authried. Der Rat der Verkehrsklubs: "Entweder Ampeln und Zebrastreifen installieren, oder eine echte Begegnungszone schaffen." Der Planungsreferent schließt beide Varianten aus.

Vernichtende Kritik erntet er inzwischen nicht nur von der FPÖ ("Umlauft ist in Faschingslaune") sondern auch vom Koalitionspartner SPÖ. Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz: "Umsetzung und Kommunikation der Begegnungszone sind nicht geglückt. Ich hatte Bedenken, die Zebrastreifen entfernen zu lassen, aber es gab von Seiten der ÖVP keine Einsicht", meint sie. Umlauft kontert: "Das ist nicht die feine englische Art. Alle haben dem Antrag zum Abschalten der Ampeln und Wegfräsen der Zebrastreifen zugestimmt und jetzt bekommt die Bürgermeisterin plötzlich kalte Füße."

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