Wirte verärgert: "Der Sommer läuft nicht richtig an"

Eine Frau sitzt in einem Straßencafé mit grünen Stühlen.
Das wechselhafte Wetter ärgert Wirte und Bad-Betreiber, dafür freuen sich die Winzer.

Sorgenvoll liest Barbara Böhm, Chefin des Volksgarten Pavillons, dieser Tage den Wetterbericht. Zwar sagt er für den heutigen Sonntag Badewetter voraus, kommende Woche sollte es aber wieder einige Regenschauer geben.

Wie so oft in diesem Sommer. "Er ist heuer immer noch nicht richtig angelaufen: Mindestens zehn Tage musste ich unseren Gastgarten wegen sehr starken Regens heuer schon zugesperrt lassen und unsere Kellner auf Zeitausgleich schicken", klagt die Gastronomin. Eine herbe Geschäftseinbuße, bietet der Garten doch Platz für 300 Gäste. Und da das Publikum den Pavillon vor allem als Freiluft-Lokal schätzt, mache es erst gar keinen Sinn, den Innenbereich offenzuhalten.

Planung schwierig

Was Böhm dieses Jahr besonders zu schaffen macht: "Das Wetter wechselt heuer oft in kürzester Zeit von null auf 100: Ein Tag ist sommerlich, am nächsten fallen die Temperaturen wieder. Das macht die Planung, speziell für die Küche, extrem herausfordernd."

Die Wirtin ist nicht die Einzige, die über das wechselhafte Sommerwetter jammert: "Es gab schon bessere Jahre", urteilt Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder, trocken. "Bis 2. Juli hatten wir 823.000 Gäste, das ist ähnlich schlecht wie im Vorjahr." 2013 folgte dann aber eine sechswöchige Schönwetter-Periode, auf die Kotinsky jetzt auch hofft. "Vielleicht gelingt wieder eine Aufholjagd wie im vergangenen Jahr."

Erst mit diesem Wochenende dürfte man bei einer Million Besucher ankommen. "Das ist relativ spät." Zum Vergleich: Im absoluten Rekordjahr 2003 erreichte man diese Marke bereits am 8. Juni.

Ein Mann steht vor einem Schwimmbecken mit Rutsche und Sprungturm im Hintergrund.
Schafbergbad, Roman Jorka
Andere bleiben da wesentlich gelassener. Sorge um den diesjährigen Umsatz hat Roman Jorka, Betriebsbademeister im Schafbergbad in Währing noch keine: "Es ist ja erst Anfang Juli." Dazu kommt: Dank des 50-Meter- Beckens im Freibad der Stadt Wien kommen viele Menschen auch lediglich zum Schwimmen – und dazu bräuchte es keine große Hitze. Und zu Pfingsten gab es einen der bestbesuchten Tage mit 16.800 Badegästen.

Manchen Niederösterreich hingegen kann es gar nicht feucht genug sein: "Unsere Weinstöcke sind schon sehr ausgetrocknet und brauchen wieder einmal ein paar Tage durchgehend Regen’’, meint Elfriede Heinzl, Besitzerin des gleichnamigen Weinguts in Deinzendorf (Bezirk Hollabrunn).

Publikum gerüstet

Und manche nehmen das Wetter einfach so, wie es kommt, weil sie nichts daran ändern können. So wie Werner Auer, Intendant der Felsenbühne Staatz und Obmann des Vereins Theaterfest Niederösterreich: "In Staatz haben wir keine Überdachung und sind natürlich allen Witterungen ausgesetzt. Aber unser Publikum weiß schon, dass wir auch bei schlechtem Wetter so lange spielen, wie es technisch möglich ist."

Damit die kulturbeflissenen Zuschauer nicht nass werden, haben die Organisatoren in Staatz bereits Regenschutz auf Vorrat eingekauft. "So sind unsere Gäste vor dem Regen geschützt und können die Vorstellung trotzdem genießen", sagt Auer. Die Vorstellungen sind übrigens ausverkauft.

Wie schon in den vergangenen Wochen, wird auch das Wetter in den kommenden 14 Tagen wechselhaft. Grund dafür ist das Azorenhoch über dem Atlantik. „Weil sich das bekannte Hochdruckgebiet nicht weiter nach Mitteleuropa bewegt und vom Norden ein Tiefdruckgebiet weilt, ist das Wetter in Österreich so unbeständig“, erklärt Florian Pfurtscheller, Meteorologe von der Ubimet.

In der kommenden Woche sollen sich die Temperaturen zwischen 24 und 32 Grad bewegen. Auch für die Woche darauf erwartet man ähnliches Wetter. „Doch das muss nicht heißen, dass wir gar keinen Sommer mehr bekommen“, meint Pfurtscheller: „Wenn wir uns an letztes Jahr erinnern, war der Juli auch sehr unbeständig und im August hatten wir eine Rekordhitze und über längere Zeit schönes Wetter.“

Über mehrere Jahre gesehen kommen Sonnenanbeter in Österreich aber auf ihre Rechnung. „Wenn man sich die Wettertrends der vergangenen Jahre ansieht, dann scheint die Sonne etwa zehn bis 15 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren.“

Außerdem steigen auch die Temperaturen immer mehr an, erklärt Pfurtscheller. „Das betrifft allerdings nicht die Höchst- sondern die Tiefsttemperaturen. Gesamtheitlich sieht man aber, dass es in den vergangenen Jahren immer wärmer wird.“

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