Wer mag noch helfen?
100 Euro zahlt die Stadt Wien allen, die sich am 27. April für die Arbeit in einem Wahllokal freiwillig melden. Die Entschädigung wurde um 60 Euro erhöht, unter anderem, weil sich nur mehr wenige freiwillig melden.
Die SPÖ-Vertreterin sagt: „In vielen Wahlsprengeln sitzen wir allein bei. Da ist kein Vertreter einer anderen Partei dabei.“ Das Mobilisieren wird für alle schwieriger.
Warum Eckkrammer am Wahlsonntag nicht lieber mit ihrem Mann Rad fahren gehen oder es sich sonst wie kommod machen mag, ist naheliegend: „Er ist auch Beisitzer.“
Ebenso wichtig ist ihr: „Mein Vater war Schlosser bei der Voest. Von ihm habe ich schon als Kind gelernt, dass die Demokratie ein hohes Gut ist.“ Als Beisitzerin will sie einen Beitrag für freie Wahlen leisten.
Die Arbeit im Wahllokal sei anspruchsvoll: „Bis zum Wahlschluss um 17 Uhr müssen wir mit den Mitarbeitern der Stadt darauf achten, dass die geheime Wahl für jeden, der das Wahllokal betritt, gewährleistet ist, und dass auch jede abgegebene Stimme richtig registriert wird.“
Ihre Bitte: „Nehmen Sie die amtliche Wahlinformation mit. Dann können wir Ihren Namen schneller im Wählerverzeichnis finden.“
Den Hunderter für ihr Engagement am Wahlsonntag spenden die meisten SPÖ-Beisitzer ihrer Partei, weiß Renate Eckkrammer. Dafür bekommen sie in der Früh ein Sackerl mit dieser Grundausstattung: Wurst- und Käsesemmerl, ein Stück Obst, Manner-Schnitten sowie Cola und Mineral.
Nach Wahlschluss um 17 Uhr beginnt der Zeitdruck: „Dann werden die Tische zusammengerückt, die Wahlurnen darauf ausgeleert, und gemeinsam wird ausgezählt.“
Im durchschnittlichen Wiener Wahlsprengel sind 1.000 bis 1.300 Menschen wahlberechtigt. Bei einer erhofften hohen Wahlbeteiligung bedeutet dies eine ordentliche Zettelwirtschaft, wählen ja mit Ausnahme der EU-Bürger die meisten nicht nur ihre Vertretung für den Bezirk, sondern auch die Abgeordneten für den Gemeinderat bzw. Landtag.
In den weiteren Auszähl-Runden müssen die Vorzugsstimmen und die bis vor der Wahl eingelangten Wahlkarten gezählt werden. Stimmt die Zahl der Zettel nicht mit den Hackerln auf den Verzeichnissen überein, geht alles noch einmal von vorn los: „Das ist natürlich sehr mühsam, aber unbedingt notwendig.“ Logische Folge: „Dann wird ein langer Wahlsonntag noch länger.“
Wer mag noch Gulasch?
Die Auszählung in Wiens Wahllokalen kann auch am Sonntag aufgrund der Vielzahl an Wahlkarten bis nach 21 Uhr dauern, rechnet sich Renate Eckkrammer aus.
Möglicherweise wird sich dadurch ein von ihr lieb gewonnenes Ritual überholen: „Bei uns im SPÖ-Volksheim in Stammersdorf gab es bisher für alle, die im Einsatz waren, immer ein Gulasch und etwas zum Trinken.“
Gemeinsam habe man dann gefeiert oder getrauert, je nach Ergebnis. Die Auszählung der Wahlkarten bedroht nun das Ritual: „Zuletzt saßen wir nur zu viert zusammen, die anderen waren schon müde daheim.“
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