Weniger Spenden: Blutkonserven werden zur Mangelware

Ein Blutbeutel des Österreichischen Roten Kreuzes vor leeren Spenderstühlen.
Hitze und Unwetter führten in den vergangenen Wochen dazu, dass weniger Menschen Blut spendeten. Die Auswirkungen machen sich jetzt in den Konservendepots bemerkbar

Alle eineinhalb Minuten benötigt ein Mensch in Österreich eine Blutkonserve, sei es während der Notoperation nach einem Unfall oder im Zuge der Behandlung einer schweren Erkrankung. Entsprechend groß ist die Menge, die allein im Grazer Zentrallager jederzeit vorrätig sein soll: 1.000 Blutkonserven seien „ein ausreichender Puffer“, beschreibt Martin Preimel vom Roten Kreuz Steiermark. Ende vergangener Woche sank die Stückzahl aber auf 800 ab.

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„Das ist unter dem Soll, aber noch kein Grund zur Besorgnis“, beruhigt der Experte. Allerdings ein Grund, verstärkt an die Spendenfreudigkeit der Mitmenschen zu appellieren: In dieser Woche finden allein in der Steiermark 19 Blutspendeaktionen statt. Das Minus auf dem Konservenkonto erklärt Preimel mit der Urlaubszeit, aber auch mit der wegen der Unwetter im August abgesagten Aktion zum Blut spenden.

42 Tage haltbar

Pro Jahr werden im Bundesland rund 50.000 Blutkonserven gespendet, knapp ein halber Liter wird den Freiwilligen dabei jeweils abgenommen. Österreichweit gab es im Vorjahr rund 224.000 Menschen, die sich zumindest einmal dafür meldeten, insgesamt wurden knapp 345.000 Blutspenden registriert. Eine Blutkonserve ist ein kostbares Gut, sie hält nicht länger als 42 Tage und ist nicht mit einem anderen, künstlich produzierten Stoff ersetzbar. Erfahrungsgemäß dürfte im Oktober und November wieder ein Rückgang zu erwarten sein, da setzt die beginnende Erkältungs- und Grippewelle ein.

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Die Corona-Pandemie und ihre Lockdowns bereiteten in dem Bereich übrigens keine Probleme, im Gegenteil: „Der Jänner 2021 war einer unserer stärksten Monate und das mitten im Lockdown“, erinnert sich Preimel. „Einfach, weil so viele Menschen viel mehr Zeit hatten, Freizeitaktivitäten waren ja kaum möglich, aber Blutspenden unter Sicherheitsvorkehrungen immer erlaubt.“

„Schwierige Phase“

Von „einer schwierigen Phase für die Blutspendedienste“ spricht Sarah Wagner vom burgenländischen Roten Kreuz. Die Blutaufbringung im Land sei in den Sommermonaten zwar durchaus erfolgreich verlaufen; aufgrund der drückenden Hitze und der Unwetter seien die Blutspendeaktionen im Burgenland in den vergangenen Wochen schlechter besucht gewesen.

Gegengesteuert wird mit Werbekampagnen und Medienberichten: Unter dem Motto „Rette den Sommer“ hat das Rote Kreuz das Ziel von 15.000 Blutspenden bis zum Herbstbeginn ausgegeben – Stand Dienstag fehlten noch 1.000 Spenden. Laut Sarah Wagner werden in der Blutspendezentrale für das Burgenland, Wien und NÖ Konserven von negativen Blutgruppen derzeit besonders dringend benötigt.

Karl solls richten

Bei der Mission, neue Freiwillige für den potenziell lebensrettenden Nadelstich zu begeistern, soll „Karl“ eine wesentliche Rolle spielen. Er ist das brandneue Blutspendemobil des Roten Kreuzes, das ab sofort durch die Ostregion tourt: „Wir möchten ein modernes, angenehmes Blutspendeerlebnis ermöglichen und dafür investieren wir in modernste Technik. Außerdem können wir neue Einsatzorte erschließen, und wir schaffen erhebliche Erleichterungen in der Planung und Durchführung von Blutspendeaktionen“, erklärt Wagner.

Ein Raum mit mehreren roten Liegen für die Blutspende.

Ein Blutspendezentrum und ein Rettungswagen des Österreichischen Roten Kreuzes vor dem Messezentrum Oberwart.

Ein mobiler Blutspendedienst des Österreichischen Roten Kreuzes vor dem Messezentrum Oberwart.

Ein MAN-LKW des Österreichischen Roten Kreuzes vor einem Gebäude mit der Aufschrift „Museum Art“.

Seinen ersten großen Auftritt im Burgenland hatte Karl vergangene Woche bei der Inform in Oberwart. Am 20. Oktober kommt er wieder, dann wird er vor dem EO parken. Benannt wurde die Blutspendezentrale auf Rädern übrigens nach Karl Landsteiner: Der 1868 in Baden geborene Mediziner hat im Jahr 1900 das AB0-System der Blutgruppen entdeckt. 1930 wurde er dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

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