Warum das Parken von Autos in Wien viel mehr kosten sollte

Diese Frage steht bei allen Verkehrsdebatten ganz oben: Wem gehört der Platz auf den Straßen? In Wien gehört viel den Autos. Fahrbahnen und Parkplätze beanspruchen aktuell etwa zwei Drittel des verfügbaren Platzes. Rund 480.000 öffentliche Parkplätze gibt es in Wien.
Nur für den 7. und 8. Bezirk bekannt ist die Anzahl der Stellplätze in den privaten und öffentlichen Parkgaragen. „In diesen würden alle im jeweiligen Bezirk zugelassenen Autos Platz haben“, sagt Ulrich Leth, Verkehrsexperte der TU Wien, der oft im Auftrag der Grünen tätig ist. Viele Garagen stehen teilweise leer. Warum, weiß Leth genau: „Das Parkpickerl auf der Straße kostet ein Zehntel eines Garagenplatzes.“
Für Leth steht fest: „Dadurch subventioniert die Allgemeinheit eine Minderheit, die der Mehrheit den öffentlichen Platz wegnimmt, der für andere Sachen besser genutzt wäre.“ Eine Minderheit? Ja, erläutert Leth: „Derzeit haben wir in Wien knapp unter 300 Autos pro 1.000 Einwohner. Die Stadt hat als Ziel definiert, auf 250 zu kommen.“ Heißt im Klartext: Weniger als ein Drittel der Wienerinnen und Wiener nehmen – abgesehen von Pendlern und Besuchern – den (Stell-)Platz ein.
Worauf sich Leth nicht festlegen lassen will: Auf eine Zahl an Parkplätzen, die in Wien tatsächlich nötig sei. „Man könnte die Zahl stark reduzieren, je weniger es gibt, desto besser“, sagt er. Was es unbedingt braucht, sind Behindertenparkplätze und Ladezonen für den Lieferverkehr – Letztere könnte er sich an jeder Hausecke vorstellen. Damit wäre gewährleistet, dass jene, die etwas liefern, jederzeit eine Abstellfläche finden. Was dann auch für Anwohnerinnen und Anwohner etwa für das Ausladen des Großeinkaufs gelten würde.
Billiges Parken
Als einen wichtigen Lenkungseffekt sieht Leth aber auch den Preis. Es sei nicht nachvollziehbar, dass man als Privatperson Privateigentum, also das Auto, auf zehn Quadratmeter öffentlichem Grund um rund zehn Euro pro Monat abstellen darf. Deshalb sei die nun von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig schon bestätigte Erhöhung des Tarifs für das Parkpickerl ein wichtiger Schritt.
Denn Parken ist in Wien im internationalen Vergleich sehr billig, wie eine Analyse des VCÖ (Verein Mobilität mit Zukunft) belegt. Demnach kostet eine Stunde Parken in der Wiener Innenstadt 2,60 Euro, in Amsterdam hingegen mit rund 7,80 Euro dreimal so viel.
Was der VCÖ auch kritisiert: In Wien gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Großstädten keine Unterscheidung nach Zonen, wodurch das Parken in der Innenstadt genauso wenig kostet wie in den Außenbezirken. Darüber hinaus führen die in Wien üblichen großen Zonen zu ausgedehntem Verkehr bei der Parkplatzsuche.
Internationaler Vergleich
Und während in Wien das Parkpickerl derzeit 120 Euro pro Jahr kostet, verrechnet Amsterdam dafür in der Innenstadt 630 Euro pro Jahr, Stockholm sogar 1.752 Euro. Und in der Verkehrsmodellstadt Kopenhagen bildet sich der Preis fürs Anwohnerparken basierend auf der Emissionsklasse des Fahrzeugs und beträgt bis zu umgerechnet 66 Euro pro Monat bzw. 792 Euro pro Jahr.
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