Wahlkampfstart und -finale in einem

Menschen in Tracht fahren mit Booten auf einem See, im Hintergrund Berge.
30 Tage bis zu Landtagswahlen, doch vor allem Regierungsparteien machten bisher kaum Werbung.

Ausgangslage: 2010 gab es ein Fotofinish die SPÖ lag mit 38,26 Prozent knapp vor der ÖVP (37,19 Prozent). Die FPÖ kam auf 10,66 Prozent, die Grünen auf 5,55 Prozent, die KPÖ auf 4,41 Prozent.Berechtigte: Die Steiermark ist geschrumpft, zumindest an potenziellen Wählern. 964.689 Wahlberechtigte sind registriert, um 0,2 Prozentpunkte weniger als zuletzt.

Chemie: Die stimmt zwischen SPÖ-Chef Franz Voves und ÖVP-Obmann Hermann Schützenhöfer. Die Landeshauptleute traten ab 2010 vielfach nur noch im Doppelpack auf .

Duell: SPÖ und ÖVP greifen einander im Wahlkampf nicht mehr an wie 2010. Dafür duellieren sich sämtliche Oppositions- mit den Regierungsparteien.Euro: SPÖ und ÖVP haben je eine Million Euro für Werbung geplant, die FPÖ legte sich auf bis zu 990.000 Euro fest. Die Grünen haben 800.000 Euro im Budget, die KPÖ 320.00 Euro.

FPÖ: Spitzenkandidat Mario Kunasek tritt erstmals an und will zumindest 17 Prozent erreichen. Im Wahlkampf fiel er bisher vor allem durch eine Plakatflut und typisch blaue Aussagen auf: "Nein zu Moscheen, Sicherheitsrisiko Asylheim".

GRÜNE: Lambert Schönleitner und die Seinen wollen die Wähler auch mit Hausbesuchen erreichen. Zehn Prozent der Stimmen sind das Wahlziel, dafür müssten sich die Grünen aber verdoppeln.

Hauptplatz: SPÖ und KPÖ stritten darum, wem der Grazer Hauptplatz heute, am 1. Mai, gehört. Die KPÖ gab nach, weshalb die SPÖ dort ein "Fest der Freude" steigen lässt. Schlagersternchen, Volksmusik und Songcontest-Starter umrahmen Voves’ Start in den Wahlkampf. Das lässt sich die Partei rund 150.000 Euro kosten.

Interessenskonflikt: Gar nicht leicht haben es heuer die Ausseer. Just an ihrem 56. Narzissenfest findet doch auch glatt die Landtagswahl statt. Das sorgte im Vorfeld sogar für Überlegungen, das Fest zu verschieben.Ja-Sager: Vorgezogene Wahltage sollen die schwächelnde Lust, wählen zu gehen, ankurbeln. Am 22. Mai ist in jeder Gemeinde ein Wahllokal offen.

KPÖ: Claudia Klimt-Weithaler tritt zum zweiten Mal an. Die KPÖ ist stark in Graz und gilt als Sammelbecken für Protestwähler, die mit Blau und Grün nichts anfangen können.

Landtag: Der Landtag Steiermark hat in der neuen Periode nur noch 48 statt 56 Mandatare. Mandate: Eine Partei braucht zumindest ein Grundmandat. In Wahlkreis 1 (Graz und Graz-Umgebung) kostete es 2010 exakt 10.755 Stimmen; durch die Verkleinerung dürften diesmal rund 12.500 nötig sein.Neu: Erstmals treten die NEOS mit Uwe Trummer an; ebenso das Team Stronach, das vergangene Woche zu Josef Kaltenegger als Spitzenkandidat wechselte. Die Piraten treten mit Peter Pöschl nur in Graz und Umgebung an.ÖVP: Wer sich lange ziert, tut es dann doch. Hermann Schützenhöfer zögerte monatelang, um dann erst wieder seine Kandidatur bekannt zu geben. Es ist sein zweites Mal.

Proporz: Der ist weg. Künftig gilt eine freie Regierungsbildung wie im Bund statt automatisches Mitregieren ab einer gewissen Stimmenstärke.Quittung: Seit 2010 treten Rot und Schwarz als "Reformpartnerschaft" auf. Fazit: 13 statt 17 Bezirke, 287 statt 539 Gemeinden. Die Landtagswahlen sind damit auch die Rechnung des Wählers an die reformfreudigen Landeshauptleute.

Rote Hochburgen: Die Ergebnisse der SPÖ brechen seit der Nationalratswahl 2013 in den obersteirischen Städten ein. Sie verlor bei EU-Wahl 2014, ebenso bei den Kommunalwahlen; die Stimmen wanderten zur FPÖ.

SPÖ: Wer, wenn nicht er, sollte für die SPÖ antreten? Nicht nur, weil Franz Voves den Amtsbonus des Landeshauptmannes mitbringt. Sondern auch, weil verabsäumt wurde, einen Nachfolger aufzubauen.

Testlauf: Die Gemeinderatswahlen am 22. März gingen für die ÖVP besser aus, als sie selbst erwartet hatte. Sie verlor weniger als die SPÖ und blieb mit 42,7 Prozent deutlich vorne (SPÖ: 31,6 Prozent).Unterstützung: Eine Ex-ÖVP-Abgeordnete, die bei den Kommunalwahlen für die FPÖ antrat, sicherte das Antreten des Team Stronach dem Austausch des Spitzenkandidaten mit ihrer Unterschrift.

Vorverlegung: Regulär hätte die Wahl Ende September stattgefunden. Die Verlegung auf den 31. Mai, dem frühesten Termin, war ein Coup von SPÖ und ÖVP, der die Strategie der Opposition durcheinander wirbelte.

Wahlkampf: Den gab es bisher kaum. Heute startet er so richtig und geht auch gleich ins Finale.

X-fach getrommelt: Das rot-schwarze Schlagwort "steirische Reformpartnerschaft" bringt es bei Google auf rund 9500 Treffer. Y-Chromosom: Männer, wohin man schaut sieben Spitzenkandidaten, eine Spitzenkandidatin.Zukunftspartnerschaft: Voves und Schützenhöfer haben sich schon jetzt auf weitere fünf Jahre im Duett eingestimmt, sollte ihr Wahlergebnis am 31. Mai halbwegs vertretbar sein. Dann aber unter dem Motto "Zukunftspartnerschaft".

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