Unendliche Geschichte einer Straße
„Man darf den Fehler nicht mehr machen, dass der Konflikt mit Leidenschaft geführt wird, aber sich sonst nichts bewegt“, meint Lambert Schönleitner, Landeschef der steirischen Grünen. Leidenschaft und Konflikt, das sind Schlüsselworte, wenn es um das Ennstal geht oder genauer: Um jene zweispurige Straße, die dauernd überlastet ist, weil sie als Trampelpfad zwischen Pyhrn- und Tauernautobahn fungiert.
Bis zu 24.000 Kfz sind täglich auf der
B320 unterwegs, zwischen 2012 und 2016 gab es eine Steigerung um ein Viertel. Das trifft dann auch Trautenfels: Dort soll in den nächsten Jahren ein neues Landeskrankenhaus errichtet werden. Allein der Plan macht eine Entflechtung nötig, das Land Steiermark setzt auf einen Kreisverkehr um rund zwölf Millionen Euro.
Widerstand mit Vogel
Doch die Ennstal Straße ist 80 Kilometer lang, ein Kreisverkehr allein wird wenig ausrichten. Seit fast 50 Jahren wird über eine Verkehrslösung debattiert, seit 20 Jahren herrscht Stillstand um die B320. Fast hätte es dort eine Art Autobahn gegeben, die Ennsnahe Trasse mit vier Fahrspuren. Doch die ÖVP-dominierte Landesregierung unterschätzte in den frühen 1990er-Jahren den zivilen Widerstand: In Protestcamps übernachteten oft mehr Naturschützer als die Gemeinden nahe der Straße jeweils Einwohner hatten. Der Rest ist Geschichte: Der Wachtelkönig, das Moor, die EU-Schutzgebiete sicherten die Naturgebiete, die Schnellstraße kam nicht. Bis auf die Umfahrung von Stainach wurde nichts von der Ennsnahen Trasse umgesetzt.
Doch immer mehr Kfz-Verkehr und wieder steigende Unfallzahlen auf der B320 bringen die Politik dazu, diese Strecke wieder ins Visier zu nehmen. Pro Monat werden durchschnittlich drei Verkehrsunfälle auf der Bundesstraße gezählt.
Auf der Überholspur
Im Gegensatz zu 2006, als einmal noch eine Variante der Ennsnahen Trasse in Papieren der Verkehrsabteilung auftauchte, ist jetzt aber von sanfteren Lösungen die Rede. Verkehrslandesrat Anton Lang, SPÖ, setzt auf Stellen zum Überholen, da gäbe es noch einiges Potenzial über eine Länge von mehreren Kilometern. Wichtiger Knotenpunkt ist Liezen: Die Transitroute führt durch die Bezirksstadt, die die Straße auch mit Ampeln regelt, das führt naturgemäß zu Wartezeiten und Staus. Das Land setzt daher auf eine Umfahrung. Doch sie alleine wird mindestens 30 bis 40 Millionen Euro kosten.
Bleibt noch der Lkw-Verkehr. Bis zu 2000 Schwerkraftfahrzeuge fahren pro Tag auf der B320, zum Vergleich: Auf der ausgebauten A9 sind es 4000 täglich. Die Grünen wollen dort ansetzen: Landessprecher Schönleitner fordert ein Fahrverbot für Schwerkraftfahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen auch tagsüber, derzeit gilt das nur nachts, eingeführt wurde dieses Verbot 2012.
„Verkehrsministerium, Land und Bezirkshauptmannschaft sollen sich zusammensetzen. Dann brauchen wir nicht länger als ein Jahr, um das zu beschließen“, ist Schönleitner überzeugt. So eine Maßnahme würde einiges an Druck herausnehmen: Frächter, die die Mautstrecken umfahren lassen, bräuchten ihre Chauffeure dann nicht mehr durch das (billigere) Ennstal schicken.
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