U-Haft über Amoklenker verhängt
Der Amokfahrer von Graz wird trotz seiner wirren Angaben bei den Verhören als zurechnungsfähig eingestuft. Dienstagnachmittag wurde die Untersuchungshaft über Alen R. verhängt. Der zuständige Haftrichter entschied wegen des „bei der Vernehmung gewonnenen Eindruckes vom Beschuldigten“ gegen eine Einweisung in eine Nervenheilanstalt. Die Informationen rund seine Motive und seinen persönlichen Hintergrund fließen aber nur spärlich. So viel dürfte drei Tage nach der Amokfahrt klar sein: Der Verdächtige soll sich Samstag seine ersten Opfer Adis und Velika Dolic und ein afghanisch-stämmiges Ehepaar gezielt ausgesucht haben.
Doch nicht, weil die muslimischen Frauen Kopftuch trugen. „Darauf gibt es keinen Hinweis“, versichert Staatsanwalt Cristian Kroschl. „Er sagt, er hat sich verfolgt gefühlt und gemeint, in diesen Leuten seine Verfolger zu erkennen.“
Verfolgunswahn
R. sagte in seinen Befragungen bisher nicht viel, bloß der Verfolgungswahn kommt immer wieder durch: „Türken, Frauen und Männer“ seien hinter ihm her. „Er sagt, deshalb wollte er zur Polizei, um das anzuzeigen“, schildert der Staatsanwalt.
Adis und Adisa Dolic wurden in der Zweiglgasse auf dem Gehsteig niedergemäht. Das afghanische Ehepaar wurde kurz darauf in der Grazbachgasse vom Verdächtigen mit einem Klappmesser niedergestochen. Danach erst begann die eigentliche Amokfahrt des 26-Jährigen durch die Grazer Innenstadt, bei der Valentin, 4, und eine bisher nicht identifizierte Frau getötet sowie 36 Menschen verletzt wurden.
„Das Verletzungsmuster der Opfer gleicht einem Verkehrsunfall auf der Überlandstraße bei sehr hohem Tempo“, beschreibt Rene Kornberger vom Landeskriminalamt. Der grüne Geländewagen ist mit einem Tempo von bis zu 100 Stundenkilometern durch die Fußgängerzone gerast.
Die unbekannte Tote
Unterdessen versucht die Polizei ein Rätsel zu lösen: Wer ist das dritte Todesopfer der Amokfahrt? Die Frau steht nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit, obwohl sie wie Adis Dolic und Valentin öffentlich starb. Von der etwa 25- bis 35-jährigen Frau wissen die Behörden nichts: Sie wurde vor der Stadtpfarrkirche getötet, war 1,56 Meter groß und 53 Kilogramm schwer. Sie hatte keinen Ausweis, kein Geld, keinen Schmuck bei sich. Deshalb vermutet man, sie sei eine Bettlerin gewesen.
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