Trockenfisch trifft Semmelknödel

Dion Rop bietet in der Bäckerei „Arenas“ in St. Ruprecht Spezialitäten an
Migranten sorgen für bisher unbekannte Gaumenfreuden im unterschätzten Stadtteil St. Ruprecht.

"Griaß di", steht am Eingang eines neuen Lokals im Klagenfurter Stadtteil St. Ruprecht, in dem bald libanesische Imbisse und Spezialitäten angeboten werden – ungewohnte Gaumenfreuden für die Bevölkerung. Der "Africa Shop" ist nur wenige Meter entfernt und seit Monaten für sein originelles Angebot bekannt: Dort erhält der Kunde Perücken, afrikanische Masken – und eine Delikatesse: getrockneten Fisch. In den letzten Jahren hat sich der Stadtteil St. Ruprecht, der stets nur für seinen hohen Ausländeranteil bekannt war, zu einem kulinarischen Hotspot entwickelt, den In- und Ausländer gleichermaßen schätzen und lieben.

"Die Gäste kommen teilweise aus 30 Kilometern Entfernung zu uns", erzählt der Türke Gasan Arikan von "Antalya Kebab". Das liege daran, dass er nicht nur das Brot, sondern auch den Dürüm-Teig selbst zubereite. "Die Leute schmecken die Qualität und kommen wieder. In unserem Fall sind es mehr als 50 Prozent Einheimische, die aus der Innenstadt oder dem Umland nach St. Ruprecht fahren", betont Arikan.

Das Neue lockt

Nebenan hat vor drei Jahren die Bäckerei "Arenas" eröffnet. Chef ist der Albaner Murat Letaj, der zahlreiche Spezialitäten wie Baklava, oder Burek anbietet – Produkte, die der Klagenfurter zuvor höchstens aus dem Urlaub kannten. Praktischerweise fungiert der Laden auch als Stehcafé, in dem der Geschmack der Backwaren vor Ort getestet werden kann. "Viele Neu-Kunden probieren und plötzlich kommen sie nahezu jeden Tag", erzählt die Angestellte, Dion Rop, in perfektem Deutsch. Sie ist Slowenin, spricht aber fünf Sprachen fließend.

Das ist kein Nachteil in St. Ruprecht, wo 27 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund haben. Weil sich diese Tatsache auf die Gastronomie-Szene niedergeschlagen hat, sind hier afrikanische Restaurants ebenso zu finden wie asiatische oder europäische.

Die Pizzeria "Pizza Per Tutti", also "Pizza für alle" wird ihrem Namen schon insofern gerecht, weil sie 200 Gästen Platz bietet. "Wir haben erst im Feber 2016 eröffnet. Das Geschäft läuft gut, es kommen hauptsächlich Österreicher, weil unsere Pizzen bis zu 40 Zentimeter Durchmesser aufweisen", erzählt Paolo Lombardo.

"Wer nach St. Ruprecht kommt, erspart sich eine halbe Weltreise, denn kulinarisch wird hier alles geboten", sagt die Klagenfurterin Anna Rudolfs, die sich gerne durch die fremdländische Küche kostet. "Leider schließen viele Lokale schon nach wenigen Monaten wieder."

Doch es gibt auch alteingesessene "Greißler" wie Osman Karadak, einen Kurden aus der Türkei, der vor 19 Jahren den "Orientmarkt" eröffnet hat. "Es war damals das erste orientalische Geschäft in Klagenfurt", berichtet Karadak, der sein Sortiment nun um frischen Fisch erweitert.

"Ich bin der Exote"

Und mittendrin in dieser neugewonnenen kulinarischen Vielfalt betreibt der bekannte Klagenfurter Fleischermeister Fritz Kranzelbinder weiter seine Fleischerei. "Diese ausländische Gastro-Szene hat sich in den letzten drei Jahren rund um mich entwickelt. Jetzt bin plötzlich ich der Exote", grinst Kranzelbinder. "Aber ich sehe es positiv, wenn neue Geschäfte mit neuen Produkten auftauchen. Die Inhaber kommen sogar zu mir, weil ich ihnen ein Produkt biete, das sie selbst nicht herstellen können: meine Semmelknödel."

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