Todesfalle Weinkeller: AUVA warnt vor Gärgasen

Ein Mann steht auf einer Leiter vor Weinfässern in einem Keller.
Kerzenprobe kein adäquates Mittel zur Unfallverhütung.

Die Zeit der Weinlese lässt auch immer die Gefahr in den Kellern steigen. Die Landesstelle Wien der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) hat am Mittwoch vor Gärgasen gewarnt, deren Hauptbestandteil das für den Menschen nicht wahrnehmbare Kohlendioxid ist. Acht Prozent CO2-Anteil in der Atemluft können zur Bewusstlosigkeit führen, hieß es in einer Aussendung.

Gärgase entstehen bei der alkoholischen Vergärung von Maische oder Most. Bei der Traubenmostvergärung kann ein Liter Most laut AUVA 50 bis 55 Liter CO2 erzeugen. Das kann in Weinkellern zu großen Probleme führen, da diese meist nicht ausreichend belüftet sind. Die CO2-Konzentration in der Luft steigt stark an. Die Vergiftungsreaktionen laufen bei hohen Konzentrationen sehr rasch ab, sodass kaum Zeit zum Handeln bleibt. Im schlimmsten Fall führt der auftretende Sauerstoffmangel zum Erstickungstod. Auch beim jüngsten Unfall auf einem Donau-Schubschiff mit drei Toten werden durch Mais entstandene Gärgase als Ursache in Betracht gezogen.

Symptome oft nicht erkannt

Der AUVA zufolge bleiben aber viele Unfälle durch Gärgase im Dunkeln. "Viele Menschen denken bei Schwindel, Konzentrationsabfall, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Atemnot nicht an eine Belastung durch erhöhte, aber noch lange nicht tödliche, CO2-Konzentration, sondern führen die Symptome auf Stress oder Arbeitsdruck zurück. Folgen wie etwa Stürze oder anderweitige Verletzungen werden als eigene Ungeschicktheit gewertet", sagte Herbert Stifter von der AUVA. "Unsere Empfehlung lautet daher: Messen Sie die CO2-Belastung, nur so lässt sich eine mögliche Gefährdung am Arbeitsplatz feststellen."

Mehrere traditionelle Weinkeller aus Stein stehen unter Bäumen.
ABD0025_20150504 - PURBACH - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Länderporträt Burgenland - Illustration zum Thema "Burgenländische Landtagswahl 2015". Blick auf einen traditionelle Weinkeller am Donnerstag, 30. April 2015, in einer Kellergasse in Purbach. - FOTO: APA/ROBERT JAEGER

Der Experte weiter: "Viele Weinbauern wissen außerdem nicht, welche Maßnahmen geeignet sind, sich ausreichend zu schützen und vertrauen auf Mythen: Die 'brennende Kerze' ist zur Bestimmung der Kohlendioxidkonzentration keinesfalls geeignet. Die Flamme brennt noch, wenn die CO2-Konzentration für den Menschen bereits tödlich ist." Er warnte außerdem davor, dass man mit Lüften eines Raumes Gärgase unschädlich machen kann. "Einmal im Raum, ist es durch Lüftung kaum mehr möglich, die CO2-Konzentration auf einen unbedenklichen Wert zu senken."

Ein Atemzug kann bewusstlos machen

Neben der Messung mittels Gaswarnanlage, Raumsensoren oder über ein in Kopfhöhe getragenes mobiles Messgerät empfiehlt sich, die Gase über die Lüftung des Raumes hinaus ins Freie abzuleiten. Die AUVA-Landesstelle Wien empfahl eine kleiner dimensionierte technische Raumlüftung in Kombination mit einer Erfassung der Gärgase direkt am Tank und Ableitung ins Freie. Die Experten warnten auch vor unüberlegten Rettungsversuchen. Schon ein einziger Atemzug könne zu Bewusstlosigkeit führen, daher dürfen Unfallopfer nur mit geeigneten, Umluft unabhängigen Atemschutzgeräten geborgen werden.

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