Tiroler Parteien wollen Grenzen für den Tourismus

Kitzbühels weißes Pistenband im Spätherbst wird als Auswuchs abgelehnt
Landeshauptmann Platter sieht die Belastungsgrenze für Tirol teilweise schon überschritten

Noch vor dem ersten Schneefall hat der Tiroler Wintertourismus zuletzt mehrfach Schlagzeilen gemacht: Von einer illegalen Bautätigkeit am Pitztaler Gletscher über das Kitzbühler Pistenband im Spätherbst und Skikartenpreisen auf Rekordniveau bis zu einer emotionalen Debatte über die roten Linien für den Skigebietsausbau im Land reicht die Palette.

Wie berichtet, steht eine Neuauflage des Tiroler Seilbahnprogramms an, das die Grenzen für Erweiterungen und Zusammenschlüsse von Skiresorts regelt. Und das nach Ansicht von Kritikern Tür und Tor für Erschließungen von noch unberührten Naturräumen öffnet.

Die FPÖ hat im Tiroler Landtag am Donnerstag eine Debatte über diese Verordnung eröffnet, die zwei Stunden hitzig geführt wurde. Und über der letztlich auch die Frage kreiste: Wohin soll der Tourismus in Tirol in Zukunft gehen und wann sind die Grenzen erreicht?

Kritik an Kitzbühel

„Wir sind im letzten Teil der Piefke-Saga angekommen, und zwar schon lang“, attestierte SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik mit Blick Richtung Kitzbühel. Die fragwürdige Pistenverlegung sorgte quer durch alle Fraktionen für Kritik. „Solche Vorhaben sollten abgestimmt werden“, sagte ÖVP-Tourismussprecher Mario Gerber.

Unstrittig war auch die Wichtigkeit des Tourismus für die Tiroler Wirtschaft. Jeder vierte Arbeitsplatz und ein Viertel der Wertschöpfung im Land (6,4 Mrd. Euro) hängen an dem Wirtschaftszweig. „Aber es gibt keinen Masterplan zum Tourismus“, kritisierte der Kitzbühler FPÖ-Abgeordnete Alexander Gamper. Auch Blanik forderte eine Diskussion darüber ein, wo der Tourismus 2030 stehen soll, und forderte die Einbindung aller Parteien.

Dass die schwarz-grüne Landesregierung die neuen Seilbahn-Spielregeln ursprünglich ohne Debatte im Landtag verordnen wollte, war der Opposition ein Dorn im Auge. Die ÖVP würde "Klientel-, Hinterzimmer und Drüberfahrpolitik“ praktizieren, meinte Markus Sint von der Liste Fritz. Tirol sei bereits übererschlossen, lautete sein Befund. „Massentourismus bringt Massenverkehr“, brachte der Tourismussprecher einen der Negativeffekte der Branche aufs Tapet.

Dem Jagen nach Nächtigungsrekorden hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bereits seit Längerem eine Absage erteilt. „Wir müssen massiv in die Qualität investieren und für die Zukunft im Tourismus Grenzen aufzeigen“, sagte er nun zur Ausrichtung. „Die Belastungsgrenze ist teilweise erreicht und überschritten“, ist auch dem Landeschef bewusst.

Die Grenzen für weitere Ausdehnungen von bestehenden Skigebieten würden mit dem aktuellen Entwurf des neuen Seilbahnprogramms freilich massiv aufgeweicht. Das führt auch zu Spannungen mit den Grünen. Der Juniorpartner der ÖVP hofft noch auf Nachverhandlungen.

Dass die Öko-Partei, wie berichtet, Bevölkerung und NGOs zum Widerstand gegen den zuvor verhandelten Verordnungsentwurf aufgerufen hat, sorgte für Häme der Opposition. „Zuerst unterschreiben und dann jammern ist erbärmlich“, kritisierte etwa Markus Sint, für den das Verhalten der Grünen „mutlos, feig und scheinheilig“ ist.

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