Terrorverdacht häuft sich

Eine schematische Darstellung eines Molotowcocktails mit Beschriftungen auf Russisch.
Radikalisierung im Gefängnis und laufend neue Verdachtsfälle. Staatsschutz und Justiz haben alle Hände voll zu tun.

Ein 18-jähriger Tschetschene wurde am Dienstag in Wien wegen der Mitgliedschaft in der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er hatte Propagandavideos ins Netz gestellt.

Der Bursche kam als 16-Jähriger im Jugendgefängnis Gerasdorf und in der Justizanstalt Josefstadt, wo er wegen Raubes einsaß, in Kontakt mit Islamisten und wurde so radikalisiert. Er begann, Enthauptungsvideos auf seiner Facebook-Seite zu posten. Bei seiner Entlassung hat sich einiges in seinem Freundeskreis geändert: "Alle waren religiös. Freunde von mir sind nach Syrien gegangen und dort gestorben." Auch ein Onkel soll sich im Kriegsgebiet aufhalten. Mit ihm hatte er regen Kontakt, wie die Richterin aus Chat-Protokollen zitierte. "Bei Allah, wir werden uns bald wiedersehen", kündigte er dem Onkel im Kampfgebiet an.

Der Tschetschene war selbst mit fünf Jahren aus einem Kriegsgebiet in seiner Heimat geflüchtet. "Er kam nicht mit Spielsachen im Handgepäck, sondern mit einem Riesentrauma", sagte sein Verteidiger Mirsad Musliu (Kanzlei Rast).

Um nicht allein nach Syrien reisen zu müssen, soll er drei Mädchen über "WhatsApp" angeschrieben haben, sich mit ihnen sogar nach islamischen Recht verlobt haben. Er wollte die Mädchen "beeindrucken und habe niemals vorgehabt, da runter zu gehen", sagte der Angeklagte. "Wer kämpft denn in Syrien?", fragte die Richterin. "Ich weiß, dass der IS kämpft", so der Beschuldigte. "Ja, aber gegen wen?" Antwort: "Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass sie für die Religion kämpfen."

Milde Urteile

Mit milden Urteilen – sechs Monate bedingt bzw. nur eine Probezeit ohne Strafe – endete ein Prozess gegen vier 16-Jährige in St. Pölten, die IS-Propaganda auf eigens eingerichteten YouTube-Kanälen verbreitet hatten. Sie stammen aus dem Umfeld jenes damals 15-Jährigen, der plante, den Wiener Westbahnhof zu sprengen. "Sie haben noch alle Trümpfe in der Hand für einen geregelten Lebensweg", mahnte der Richter.

Terrorist in Baden?

Neuigkeiten sind am Dienstag auch zu dem angeblichen IS-Terrorverdächtigen bekannt geworden, der vergangene Woche in Baden bei Wien von der Cobra verhaftet wurde. Der 25-jährige Tschetschene wurde am 1. September nach dem Diebstahl eines Hemdes in der SCS festgenommen. Auf der Polizeiinspektion entdeckten die Beamten auf seinem Handy IS-Propagandafotos und Bilder von Hinrichtungen, sowie eine Anleitung zum Bau eines Molotowcocktails.

Laut seinem Anwalt, Wolfgang Blaschitz, ist Adam A. Mitglied einer WhatsApp-Gruppe in der solche Bilder zur "Wichtigmacherei" versendet wurden. "Die angebliche Bombenanleitung ist an Dilettantismus nicht zu übertreffen. Die Zeichnung einer Flasche mit den Begriffen Stöpsel, Stoff, Öl und Benzin ist keine Anleitung zum Bombenbau", sagt Blaschitz.

Sein Mandant hätte aktiv nichts böses gemacht, außer vielleicht ein Hemd gestohlen. Er wolle nicht in den Krieg ziehen und sympathisiere auch nicht mit dem IS. Adam A. lebte elf Jahre in Belgien, ehe er seiner älteren Ehefrau nach Baden folgte. "Die Familie hat sie nicht akzeptiert", so Blaschitz. Der 25-Jährige hat keinen Job. Aus Langeweile sehe er sich vermutlich jede Menge "Blödsinn" im Internet an.

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