Teepflanzen aus dem Gemeindebau und Kunst wie aus Kassel

Drei Gläser mit Vogelmiere-Produkten wie Pulver, Essiggelee und Kapern auf einem Podest.
Es geht um Natur in der Stadt - Beim „Urbanize“-Fest und bei "Soho" im Sandleitenhof

Rund 5.000 Menschen leben im Gemeindebau Sandleitenhof in Ottakring, sie stammen aus verschiedenen Kulturen. Aber auf das Ritual des Teetrinkens können sich viele einigen.

Hier setzt das Projekt „Communitea Herbarium“ an, das nun in den „Soho Studios“ vor Ort produzierten Tee, Gebäck und Keramikwaren präsentiert. Zusammen mit einer Gruppenausstellung bildet das Projekt heuer den Kern des Festivals „Soho in Ottakring“ (bis 23. Oktober; sohostudios.at)

Vorangegangen ist dem Tee-Projekt eine umfassende Erkundung jener Pflanzen, die im städtischen Umfeld wachsen und die – wie so manche Menschen auch – erst nach langen Reisen hier heimisch geworden sind. Ein Team um die Künstlerin Renate Burger holte das Wissen um die Nutzbarkeit der Pflanzen – als Tee, Gewürz oder Brot-Zusatz – aus der Versenkung zurück.

Eine blau-rot gestreifte Flagge weht in einer trockenen Berglandschaft.

"Von Pflanzen, Steinen und Gewässern lernen"

Die Einsicht, dass ein neues Verhältnis zur Natur nottut – und dass indigene Gemeinschaften dabei oft den Weg weisen – ist in der Kunstwelt zurzeit ein großes Thema. Und so fühlt man sich in den Galerieräumen der „Soho Studios“ mitunter an die Kunstschau documenta in Kassel erinnert, wo Anliegen des „globalen Südens“ zentrale Rollen spielten. In Ottakring stellen mit Imayna Caceres, Alfredo Ledesma, Eliana Otta und Hansel Sato je zwei Künstlerinnen und Künstler aus, die in Wien leben, aber aus Peru stammen. Ihren Arbeiten ist die Absicht gemein, Traditionen ihrer Communitys für die Herausforderungen heutigen Lebens zu aktivieren. Caceres breitete da etwa "Opfergaben" auf einer langen Stoffbahn aus, Ledesma inszeniert traditionelle Textilteppiche mit geometrischen Symbolen im Raum wie auch in einem Video, wo sie zu einer Art Protestfahne gegen den Raubbau eines Minenunternehmens in Arequipa/Peru werden. Sato wiederum kombiniert blumige Gedenktafeln mit ironischen "Geboten", die dazu aufrufen, das Leben so weiterzuleben wie bisher - dabei weisen gerade die welkenden Blumen auf den Tafeln darauf hin, dass die Konsum-Ideologie endlich ist.

Parallel zu „Soho in Ottakring“ startet heute, Dienstag, auch „Urbanize! – das „internationale Festival für urbane Erkundungen“ (bis 9. Oktober; urbanize.at). In einer Vielzahl geführter Touren und Veranstaltungen werden dabei in ganz Wien Projekte vorgestellt und besucht, die vorbildhaft für eine „ökosoziale“ Transformation des Stadtraums stehen.

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