Taborstraße: Drei Viertel der Anrainer sind unzufrieden

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Kritisiert wird in einer aktuellen Umfrage und auch im persönlichen Gespräch das Fehlen von Fachgeschäften und Grätzeloasen.
Von Uwe Mauch

Die Taborstraße, früher einmal Kremser Straße genannt, legt vielversprechend los: Historische Gebäude mit hübsch renovierten Fassaden, schönen Geschäftsportalen und reichlich Stadtgeschichte reihen sich aneinander.

Doch je weiter sich dieser alte Verkehrsweg (seit 1364) vom ersten Bezirk entfernt, desto mehr verliert er von seiner ursprünglichen Eleganz.

Streckenweise trostlos

Das kritisiert auch der Goldschmiedemeister Stefan Nikl. Er beruft sich dabei auf eine aktuelle Umfrage im Auftrag des „Einkaufsstraßenvereins Taborstraße-Karmelitermarkt“. Drei Viertel der 750 befragten Personen zeigen sich mit der Situation in der Taborstraße eher oder sogar sehr unzufrieden.

Im Vergleich mit der erst im Vorjahr runderneuerten Prater- wirkt die Taborstraße streckenweise sogar trostlos. Mehr als 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass diese traditionsreiche Einkaufsstraße hinter ihren Erwartungen zurückbleibt.

Jeder Zweite wünscht sich bezüglich des Angebots „mehr Qualität und weniger Ramsch“. Es fehle, so die Kritik von vielen, vor allem an Fachgeschäften, Nahversorgern und Gastronomie, aber auch an konsumfreien Zonen, die zum Verweilen einladen.

Viele Kommentare in der Umfrage beziehen sich auf den nördlichen Teil der Taborstraße. Ab der Kreuzung mit der Heinestraße fehlen Orte, an denen sich Anrainer gerne aufhalten, zur Gänze. Auch weil sich die dort parkenden Autos und der Straßenbelag ab dem späten Vormittag stark aufheizen.

Es verwundert nicht, dass sich drei Viertel der Befragten mehr Grünflächen und Bäume wünschen.

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„Wir brauchen viel mehr Grätzeloasen statt der Parkplätze“, fordert auch der Kaufmann Wolfgang Suchy, der seit Herbst 2023 gegenüber vom ehemaligen Nordwestbahnhof den Feinkostladen „Vegan Wolf“ führt.

Suchy ist hier wahrlich ein einsamer Wolf. Neben einer Trafik und einem Luftballon-Fachgeschäft ist er allein auf weiter Flur. Der Unternehmer wünscht sich mehr faire Vermieter: „So wie meinen: Damit hier die Gassenlokale, die seit vielen Jahren leer stehen, wieder belebt werden können.“

Das Gros seiner Kollegen und Nachbarn spricht sich für eine konsequente Verkehrsberuhigung samt Tempolimit in der Taborstraße aus. Auch großzügigere Radwege wie drüben in der Praterstraße sind mehrheitlich erwünscht. Ebenso wie ein „Gesamtkonzept, das auf Diversität, Qualität und soziale Aufenthaltsräume setzt“.

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